Nadine: „Mein Name ist Nadine Bernshausen und hier erfahrt ihr, was mich bewegt und antreibt. Am 14. März 2021 kandidiere ich als Oberbürgermeisterin für Marburg. Gemeinsam wollen wir ein neues Kapitel in unserer Stadt aufschlagen. Denn jede Zeit hat ihre Farbe. Und diese Zeit ist grün.„
Nadine: „Bereits von Kindesbeinen an ist der christliche Glaube mein innerer Kompass, in der Elisabethkirche fühle ich mich zuhause. So war ich lange imKirchenvorstandder Elisabethkirche und bin nun seit sechs Jahren im evangelischen Kirchenkreis Marburg-Biedenkopf alsPräsesehrenamtlich tätig sowie seit 2015 alsSynodale der EKD.„
„Nadine Bernhausen. Jetzt braucht es Mut!“ auf YouTube
Es war im Dezember, an einem Freitagnachmittag, so eine Woche vor Weihnachten. Die Winterferien hatten mit diesem Tage begonnen. Schon am Morgen hatten dicke Schneeflocken die Dächer und Felder bedeckt.
Die Dorfschlehrerin, Frau Wollmantel hatte Ihre Zöglinge mit den Worten: „Ein gesegnetes Weihnachtsfest mein Völkchen“ in die Weihnachtsferien entlassen.
Zuvor in der letzten Schulstunde war das Fach Religion, wie üblich, an der Reihe.
Alle Schüler, von der ersten bis zur dritten Schulklasse, saßen im größten Klassenraum zusammen. Sie sangen zu Beginn, das schöne Weihnachtslied, Ihr Kinderlein kommen, oh kommet doch bald…… .
Frau Wollmantel begleitete dabei mit einem schwarzlackierten Musikinstrument aus Plastik, welches ein Mittelding von Ziehharmonika, und Harmonium darstellte.
Dieses Instrument wimmerte erbärmlich, zwischendurch asthmatisch pfeifend. Die Kinder störte das nicht, hatten sie doch keine musikalischen Vergleichsmöglichkeiten. Im Gegenteil, sie sangen mit Inbrunst, gefühlvoll das kommende Weihnachtsfest freudig erwartend.
Ihre Lehrerin erzählte die biblische Weihnachtsgeschichte so, daß die Kinder sie gut verstehen konnten. Sie erzählte sehr schön mit ruhigem Ton und weicher Stimme, die schon andeutungsweise, ein sanftes Tremolo zeigte. Ein Umstand der viele weibliche Sopranstimmen betrifft, die allmählich das Klimakterium erreichen.
Als die Stelle mit der Verkündigung der Engel über die Geburt des Jesuskindes gekommen war, erreichten Ihre erzählerischen Qualitäten einen Höhepunkt.
Die Engel erschienen prachtvoller, ihr Erscheinen spektakulärer.
Auch den Stall zu Bethlehem, als Geburtsort des Jesuskindes schilderte Sie bildhaft und verständlich.
Im Zentrum Maria sitzend mit dem Kinde in der Futterkrippe, liebevoll mütterlich saß Sie dort. Ihr Blick strahlte Freude, aber auch Wehmut, Schmerz und Trauer aus. Als ob Sie schon ahnen könne, welchen Weg Ihr Sohn bis hin zum Kreuz auf Golgatha gehen würde.
Ein Zitat von Dietrich Bonhoeffer mag an diese Stelle passen, ohne den Erzählstrom wesentlich zu unterbrechen:
„Allein weil Gott ein armer, elender, unbekannter, erfolgloser Mensch wurde, und weil Gott sich von nun an allein in dieser Armut, im Kreuz, finden lassen will, darum kommen wir von dem Menschen und von der Welt nicht los, darum lieben wir die Brüder. Wer fromm ist muß auch politisch sein.“
Gleich daneben rechts, Joseph. Groß, würdig, mehr Hirte als Zimmermann, ein schwerer Umhang und der unvermeidliche Hirtenstab. Alle drei beisammen die heilige Familie.
Die Krippe umlagernd, sitzend halb liegend aufgestützt, drei Hirten. Sie blicken staunend und zugleich erfreut auf das Jesuskind.
„Sind wir es, die ärmsten der Armen, wir die wir am Rand des Gesellschaft leben wirklich die ersten, die das Wunder der Geburt Christi erleben dürfen? Sie wir es, die als Erste dabei sein dürfen, von himmlischen Heerscharen, gerufen, wenn Gott als hilfloses kleines Baby auf die Erde kommt?“
Dabei der Ochse, der Esel und 3 Schafe. Die Körper der Tiere sind hinter einer Bretterwand verborgen. Lediglich die Köpfe sind zu sehen. Ihre Köpfe sind größer als gewohnt, die Augen staunend groß, blicken sie bewundernd und fröhlich auf die Szene.
Fast wie Kinder, die Ihre Weihnachtsgeschenke erhalten haben.
Die 3 Waisen aus dem Morgenlande mit den Gaben, Gold,Weihrauch und Myrhe.
Nun, die fehlen noch. Sind vielleicht noch nicht angekommen.
Zum Ende dann noch: Oh du fröhliche oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit…….
Die letzte Strophe dann hymnisch, laut und voller Inbrunst gesungen: …….freue dihich freue dich oh Christenheit !!!
Die Kinder liebten Ihre Geschichten, vor allem dann wenn nach dem letzten Schultage die Ferien begannen.
Zuweilen gingen nicht nur Ihren Schülern, sondern auch Ihr selbst die Geschichten so nahe, daß Ihr die Augen feucht wurden und Sie leise zu weinen begann. Sie erzählte dann von Krieg, Not und Tod, von Flucht und Vertreibung ihrer Familie, von Ihrer Geige die auf der Flucht mitgenommen, plötzlich beim einem Zusammenstoß der Pferdewagen in tausend Teile zerschellte …… .
Ja, Sie war ein Schöngeist im besten Sinne, eine kluge musikalisch begabte empfindsame Seele, wie geschaffen bei uns Kindern die Neugier zu wecken, die Phantasie und die Kreativität.
Wir Kinder wussten das nicht, aber, sie fühlten es.
Das waren dann einige Millionen Wähler*innen für Trump.
Ich weiß nicht genau, ob man darüber traurig oder wütend sein soll.
Ich entscheide mich für wütend..
Ein Mann der die Ehe bricht und auch noch damit prahlt.
Ein Mann der tausende Male gelogen hat.
Ein Mann der aufhetzt.
Ein Mann der ausgrenzt.
Ein Mann der Minderheiten nicht nur ausgrenzt sondern massiv bedroht. Was würde Jesus dazu sagen.
Ein weiterer zusätzlicher Beleg für die Verstrickungen zwischen Trump und amerikanischer evangelikalen Gemeinden liefert der folgende Link:
US-Wahl 2020: Evangelikale beten für einen Sieg von Donald Trump:
Gastbeitrag von Uwe Schummer„Schlimmer als eine Pandemie“: Die düstere Warnung von Papst Franziskus vom 09.10.2o
FOCUS-Online-Gastautor Uwe Schummer
In seiner Enzyklika weist Papst Franziskus daraufhin, dass die Kirche auch das „Handeln Gottes in anderen Religionen“ schätzt und dass sie beim Aufbau einer besseren Welt nicht abseits stehen dürfe.
Papst Franziskus hat in seiner Sozialen Enzyklika „Fratelli tutti“ über die Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft einen Leuchtturm gesetzt.
Dabei beleuchtet er die Welt im Lichte der Menschenwürde. Unabhängig davon, wo und wie dieser Mensch lebt.
Dabei verurteilt er eine „Welt voller Wachtürme und Verteidigungsmauern“.
Die Alternative des weltweit geltenden Schreibens ist, den „Nächsten“ auch in dem Menschen zu sehen, der weit von uns entfernt lebt oder noch gar nicht geboren ist und zur künftigen Generation angehören wird.
Seine Vision ist eine Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft, die die Schätze der Welt und die uns mitgegebenen Talente und Fähigkeiten so organisiert, dass wir nicht zu Lasten anderer Völker und Generationen diesen Planeten Schlimmer als eine Pandemie\“plündern.
ÜBER DEN GASTAUTOR:
Uwe Schummer ist Mitglied des Deutschen Bundestags und dort Vorsitzender der CDU/CSU-Arbeitnehmergruppe.
Papst Franziskus warnt davor, Lehren der Vergangenheit zu vergessen
Dabei bezieht sich Papst Franziskus auch auf die aktuelle Erfahrung einer Pandemie, die „falsche Sicherheiten“ offenlegte und die Verletzlichkeit selbst starker ökonomischer Volkswirtschaften zeigt.
Sie liefere auch den Beweis dafür, dass „wütende und aggressive Nationalismen“ unfähig sind, die Herausforderungen der Zeit zu lösen; zumal sie mit „Egoismus und dem Verlust des Sozialempfindens“ einhergehen.
Er warnt davor, die Lehren der Vergangenheit zu vergessen, die aus einem überbordenden Nationalismus – mit all ihren unzähligen Kriegen – zur Zusammenarbeit der Völker in der UN geführt habe.
Sein Bild ist die Menschheitsfamilie, in der Völker nicht nebeneinander, sondern miteinander und inklusiv ihre positiven Kulturansätze leben.
Er kritisiert die gegenteilige Entwicklung, in der Teile der Menschheit „geopfert werden“ – zugunsten einiger bevorzugter Bevölkerungsgruppen.
Dabei benennt er „wirtschaftliche Regeln, die sich als wirksam für das Wachstum, aber nicht für die Gesamtentwicklung des Menschen erweisen“.
Er geißelt eine Form der Versklavung des Menschen, die „zulässt, ihn wie einen Gegenstand zu behandeln, ihn kommerzialisiert und zum Eigentum eines anderen herabmindert.“
„Schlimmer als eine Pandemie“
In diesem Lichte ist die Enzyklika auch ein wichtiger Impuls für ein faires Lieferkettengesetz, wie es von Bundesentwicklungsminister… .
… Deutschland und die Europäische Union als weltweit starke Märkte können über ein ernsthaftes Bemühen für Transparenz bei Zulieferern sorgen, dass Kinder- und Sklavenarbeit ausgeschlossen sind.
Dies wäre ein konkreter Beitrag für bessere Lebensbedingungen auf anderen Kontinenten.
Die Pandemie habe uns auch dazu „gezwungen, wieder an alle Menschen zu denken, anstatt an den Nutzen einiger“. Ähnlich wie Papst Johannes Paul II. in seinem sozialen Weltrundschreiben „Laborem exercens“ von 1981 kritisiert Papst Franziskus „fieberhaften Konsumismus“ und eine Haltung des „Rette sich, wer kann“ in einem universalen Kampf „Alle gegen Alle“.
Dies werde „schlimmer als eine Pandemie sein“.
Statt sich abzuschotten und „als Inseln zu leben“, sieht er die „Notwendigkeit, über die eigenen Grenzen hinauszugehen“.
Er benennt die „Sorge um das gemeinsame Haus unseres Planeten“.
Sein Beispiel: Wer Wasser im Überfluss hat und trotzdem sorgsam damit umgeht, weil er an andere denkt, der blicke über sich und die Seinen hinaus.
„Gesunde Politik“, die nicht dem Diktat der Finanzwelt unterworfen ist.
Das Recht auf Privatbesitz sei niemals absolut und immer mit der sozialen Funktion zu verbinden.
Unternehmerische Tätigkeit sieht er als eine edle Berufung, die darauf ausgerichtet ist, Wohlstand zu erzeugen und die Welt für alle zu verbessern.
Ziel müsse immer auch die Entwicklung des Menschen und die Schaffung vielfältiger Beschäftigungsmöglichkeiten sein. Er verweist auf den Zusammenhang von Globalisierung und Lokalisierung.
Man müsse auf die globale Dimension achten, um nicht in die alltägliche Kleinigkeit zu verfallen. Sonst werde das Zuhause nicht Heimat, sondern Zelle.
Unter diesem Aspekt sei auch die Entwicklungshilfe für die „armen Länder“ eine „Vermögensschaffung für alle“.
Die Welt könne nicht auf Dauer fruchtbar sein, wenn sie nicht gerecht ist.
Es gehe darum auf „gesunde Weise lokal zu denken, sich dabei im Herzen eine Offenheit für das Universale“ zu bewahren.
Die Pandemie zeige auch, dass nicht alles durch den freien Markt gelöst werden könne.
Stattdessen fordert er eine „gesunde Politik“, „die nicht dem Diktat der Finanzwelt unterworfen ist, die Menschenwürde in den Mittelpunkt stellt“.
Gegen den transnationalen Charakter von Wirtschaft und Finanzen müssen auch internationale politische Institutionen entwickelt werden, die so mit Macht ausgestattet sind, dass sie dem Primat der Politik dienen.
Kirche darf beim Aufbau einer besseren Welt nicht abseits stehen
„Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen, und diese darf sich nicht dem Diktat und dem effizienzorientierten Paradigma der Technokratie unterwerfen“.
Er erinnert: Die Erde sei eine Leihgabe, die jede Generation empfängt und den nachfolgenden Generationen weitergeben müsse.
Durch Finanzspekulationen erzeugte Hungersnöte nennt er „ein Verbrechen; Ernährung ein unveräußerliches Recht“.
Das Leben sei eine Kunst der Begegnung mit der Fähigkeit das Recht einzugestehen, anders zu sein.
Aus dem Miteinander bestehender Kulturen, erwachse ein „Sozialpakt“, aus dem heraus die Weltgesellschaft zum friedlichen Miteinander geführt werden kann.
Dies bedeute auch die Fähigkeit auf Verzicht für andere und die Erkenntnis, dass die letzte Wahrheit nicht von dieser Welt ist.
„Wahrheit ist die untrennbare Gefährtin von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“.
Nur in diesem Gleichklang könne sich globale soziale Freundschaft entwickeln.
Dabei schätze die Kirche auch das „Handeln Gottes in anderen Religionen“. Sie respektiere die „Autonomie der Politik, beschränke aber ihre eigene Mission nicht auf den privaten Bereich“.
Die Kirche dürfe beim Aufbau einer besseren Welt nicht abseits stehen…. .“
Es war August.
Die Sonne brannte seit vielen Wochen unbarmherzig vom Himmel. Die Heuernte war längst eingefahren. Das reife Getreide wogte im heißen Sommerwind. Der Hafer goldgelb. Der Weizen sonnengelb. Die Gerste, deren Ähren sich bereits nach unten neigten, da ihre pelzigen spleißigen Körner bereits so reif waren, dass sie sich gelegentlich von selbst aus den Ähren lösten und zu Boden fielen, strohgelb.
Der Irrlehrer
Der Roggen, das bevorzugte Getreide im Klippdachsland, majestätisch empor gewachsen, fast so hoch wie ein erwachsener Mann und bestens geeignet sich als Kind darin zu verstecken, was bei Androhung schlimmer Strafen, die nie vollzogen wurden, verboten war, sandgelb schon ins Gräuliche wechselnd.
An jenem Morgen
Die Sonntage unabhängig von jeder Jahreszeit, vollzogen sich in jenem Klippdachsland fast immer mit der gleichen Routine.
Gegen acht Uhr betritt die gute Mutter Dragmari das Schlafzimmer mit einem kurzen Morgengruß. „Gemorje“ (Guten Morgen, gut geschlafen?).
Sogleich begibt Sie sich zum Fenster, um es zu öffnen. Der geneigte Leser mag sich denken, weshalb die Frau Mama dies für erforderlich hält.
Im Schlafgemach eines pubertierenden Jugendlichen im Überschwang seiner Hormone sind doch so manch unterschiedliche körperliche Gerüche vorzufinden, die sich zu einem olfaktorischen Gesamtergebnis mischen und der Riechenden durchaus unangenehm erscheinen können.
„Imme halb Zeeh ess Körche. Stieh mool off. Sonnsd bäsde wörrer ze spiere“
(Steh bitte auf. Um nicht erneut zu spät zum Gottesdienst zu kommen. Der beginnt bereits um 09:30 Uhr)
Der so Angesprochene sagt nichts, blickt die gute Frau Mama mürrisch an und ergibt sich seinem Schicksal.
Zum Frühstück gab es sonntags häufig Rosine Blatz medd Zogger. (Rosinenstuten bestrichen mit Margarine, obenauf dann eine gehörige Portion Rübenzucker). Dazu eine Tasse Kakao, beides mundete köstlich. Die gute Butter gab es eher selten. Wohl aus Sparsamkeit, was für einen großen Haushalt, der, wie viele Familien damals, auch eine Nebenerwerbslandwirtschaft betrieb, recht verwunderlich war.
Opa Gregorius machte da nicht mit. Er bestrich seine Bodder (Stulle, Scheibe Brot) ausschließlich mit der guten Butter. Zum Abendbrot bevorzugt mit geräucherter Blutwurst und Apfelgelee, natürlich alles selbst gemacht. Oft zur Verwunderung, gelegentlich auch zum Ärger seiner Gattin, Oma Friedelinde. Die dabei gelegentlich bemerkte: „Vadder, du leesd der de Bodder fengerdegge offs Brod. Onn äich? Äich ääse seid zwansich Joohr Magerine onn nomme kää Gramm obb.“
(Vater [Ehegatte], Du belegst dir dein Butterbrot so dick mit Butter. Fingerdick. Und was ist mit mir?
Ich esse seit zwanzig Jahren nur Margarine auf meinem Butterbrot. Trotzdem habe ich noch kein Gramm abgenommen).
Inzwischen begannen die Kirchenglocken zu läuten. Dieser Dreiklang ist ihm unvergänglich in Erinnerung geblieben.
Erst die kleine Glocke: Bim, bim, bim …… !
Dann die mittlere Glocke dazu: Bam, bam, bam … !
Beide zusammen dann: Bim, bam. Bim, bam …!
Dann die große Glocke: Bum, bum, bum, bum… !
Alle drei Glocken dann im Tutti:
Bim, bam, bum! Bim, bam, bum! Bim, bam, bum! Bim, bam, bum……… !
Der gute Vater Flodur nun zu Ihm: „Mach feroo! Z loud schoo fünf Minudde voll!“
(Beeile Dich bitte. Das volle Geläut ist bereits seit fünf Minuten zu hören!)
Die „Sonntagshose“ und das „Sonntagshemd“ in Taubenblau hatte er bereits vor dem süßen Frühstück, die gute Mutter hatte es schon beim Wecken bereitgelegt, angezogen.
Die betagte Treppe aus dem ersten Stock des Bauernhauses, das Gesangbuch vom verstorbenen Urgroßvater in der rechten Hand, behände hinunter.
Die erste Treppenstufe lautlos.
Die zweite meldete sich beim Betreten mit wiip.
Die dritte wieder lautlos.
Die vierte dann schon lauter wiuup.
Die fünfte fast wie die erste, aber vernehmlicher wiiip.
Stufe sechs nun im vernehmlichen Bariton wiiupaa.
Treppenstufe sieben im lauten, jedoch gepflegten Bass wioopaass, versehen mit einem leisen nur angedeuteten tiefen Tremolo.
Stufen acht und neun mit einem Satz übersprungen und auf dem schmalen Flur, dicht neben der Haustüre links gelandet.
Großmutter Friedelinde, an diesem Sonntage zum Kirchgange nicht bereit „Mäie räächde Höffde brennd wie Faier“, (Mein rechtes Hüftgelenk macht mir Beschwerden. Deswegen muss ich heute auf den Kirchgang verzichten), hatte alles gehört und gemerkt.
Sie saß am Küchentisch der winzig kleinen Küche, kaum drei Meter rechts neben der alten Treppe und schnitt die Blätter einer Endivienpflanze in sehr dünne Streifen. Die Küchentüre stand offen.
Jene Blätter, schon vorgeschnitten, waren am Samstagabend, vor dem gemeinsamen Wannenbad mit Gregorius, in lauwarmes Wasser eingelegt, und gingen nunmehr ihrer Vollendung zum Sonntagsessen entgegen.
Oma Friedelinde blickte auf und kommentierte die Szene vorwurfsvoll.
Sie bemerkte ärgerlich:
„Schoo wörrer.
De ganse Doog.
Roff, robb, roof, robb.
Onn doss ohm helle Sonndoog.
Ii dem Haus ess kää Ruh ze fenne.
Äich wern noch simbelich.“
und schüttelte dabei mit dem Kopfe.
(Schon wieder dieser Lärm. Tagein, tagaus das gleiche. Die Treppe rauf und runter, rauf und runter. In diesem Hause ist keine Ruhe zu finden.
Es ist zum Verzweifeln.)
Schon in Eile öffnete er die Haustüre, zwei Treppenstufen hinunter. Die Haustüre flog hinter ihm ins Schloss.
Diese Haustüre, deren unverkennbares Geräusch beim schließen, war schon alt, sicher ein Nachkriegsmodell, bei weitem keine Schönheit. Robust aus massivem Lärchenholz in einer Art Neobiedermeierstil gefertigt. Ganz typisch für die Stilelemente der Nachkriegszeit, die nicht nur mit dem Nierentischdesign aufwartete.
Alles, was Gemütlichkeit, Biedersinn und Wohlanständigkeit ausdrücken sollte, war damals gefragt.
Der Gipfelpunkt dieser Geschmacklosigkeiten war der „Gelsenkirchener Barock.“
Damit nicht genug: Die ehemals schmucklosen Fachwerkfassaden verkleidet mit unendlich trostlosem Eternit. Die Fensteröffnungen, ehemals klein und passend, nun herausgebrochen und ersetzt durch große Einflügelfenster die mehr Licht in die Stuben bringen sollten. Wahrscheinlich sollte so eine Anpassung an die modernen Zeiten gezeigt werden. An eine städtisch kleinbürgerliche Wohnkultur der 60er und 70er Jahre.
Das Ergebnis war erbärmlich. Die letzten Reste des Ausdrucks einer dörflich bäuerlichen Lebensweise, die eigentlich immer von Sparsamkeit, Entbehrung und trotzigem Fleiß gekennzeichnet war, waren bis zur Unkenntlichkeit verbaut, verhunzt und kaputt saniert worden.
Wenn die Häuser jemals etwas von der wirklichen Identität und der eigentlichen Lebensweise ihrer Bewohner zeigten, war dies nun verschandelt und damit für immer verloren.
Das so beschriebene dörfliche Ambiente der 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts begleiteten ihn auf dem Weg zur Kirche.
Von der Haustüre aus gleich links über den Hof der schon abschüssig war. Dann gleich nach rechts die ziemlich steile Dorfstraße hinunter zur Kirche, deren Turmuhr schon deutlich zu lesen war. Neunuhrachtundzwanzig, nun aber hurtig.
Auf die Beschreibung der Architektur dieser für dörfliche Verhältnisse imposanten, aus schwarzem Diabas gebauten Kirche, mag nun verzichtet werden, ist sie doch in zwei anderen Kapiteln dieser Erzählung [hier Link] hinlänglich beschrieben.
Er betrat dieses sakrale Gebäude zuerst über eine sonntags wenig befahrene Bundesstraße durch eine schmucklose Türe an der linken Turmseite. Nun zwei Meter geradeaus, dann gleich neunzig Grad wieder nach links.
Was er nun erblickte war vertraut.
Ein langer Gang direkt zum Altar hinstrebend. Der Altar, eigentlich eine große Holzkommode, grau bläulich lackiert, so wie alles hölzerne Inventar des Gotteshauses.
Eine aus weißem Linnen bestehende Altardecke, in hessischer Lochstickerei verziert.
In der Mitte ein Kruzifix. Rechtseckiger schwerer Fuß, ein Kreuz in gleicher Farbe. Der Korpus Christi in etwa hellerer Farbe. Alles wohl aus dunklem Holz gefertigt.
Der schöne Blumenschmuck, wie üblich links und rechts des Kruzifix.
Eigentlich eine Altarausstattung in lutherischer Manier.
Eine innen wie außen schlichte, grundsolide Kirchenarchitektur, nicht schön, aber auch nicht hässlich, lutherischer Prägung.
Keinesfalls die Interpretation des himmlischen Jerusalem wie sie so faszinierend manche Kirchen, Döme und Kathedralen interpretieren, die er späterhin so sehr liebte.
Gleich darüber in etwa 3 Meter vom Boden die Kanzel.
Gleiche grau bläuliche Farbe ansonsten schmucklos.
Eine schlichte deutlich lutherisch geprägte Kirchenarchitektur in Besitz und Gebrauch von einer durch und durch calvinistisch, evangelikal geprägten Gemeindeleben.
Paramente vorhanden, dem Kirchenjahr entsprechend stehts gewechselt.
Über der Kanzel ein großer grauer, nun sagen wir Wandteppich, mit einem Bibelspruch graugrün kunstvoll bestickt. Dereinst erstellt von einer Pfarrersfrau, deren Handarbeits- und Bastelkünste weithin bekannt und gerne in Anspruch genommen wurde. Den genauen Text dieses Spruches erinnert er leider nicht mehr.
Der steinerne Boden des Kirchenschiffes rechteckig in Rautenform verlegt.
Links und rechts, das wo die Kirchenbänke sich befanden, auf niedrigen Holzpodesten, verschraubt, die Besucher des Gottesdienstes.
Unten im Schiff, nur die Frauen, oben auf den Emporen nur die Männer.
Eilig entlang das Kirchenschiffs bis zum Altar Dann gleich links zur Konfirmandenbank für Knaben.
Gegenüberliegend, gut im Blick, die Konfirmandenbank für Mädchen. Sehr praktisch. Mädchen, verschämt anglotzten, nichts sagen könnend, den höhnisch arroganten Blick der Angestierten ertragend, das Vogelzeigen ertragend, erröten.
Die Erektion wahrnehmend, im Moment nichts dagegen tun könnend. Die Oberschenkel zusammenkneifend ertragen.
Eine Dauerbeschäftigung für Knaben solchen Alters.
„Hee äss i de Fleejeljoohrn“ (Er befindet sich in der Pubertät), so wurde der Zustand solcher Knaben bezeichnet.
Bei den jungen Mädchen in diesem Alter geschah so oft eine wundersame Wandlung, die ihn, immer wieder erstaunte.
Oft verging nicht mal ein halbes Jahr und aus einem ungelenken Kind, bei dem man meinte alles Äußere würde nicht zueinander passen eine wunderschöne junge Frau, bei der plötzlich wieder, im Auge des Betrachters, alles passte.
Der Gottesdienst nahm zunächst seinen üblichen lutherisch liturgischen Verlauf.
Immer dann, wenn die Liturgie gebot, die Gemeinde solle sich erheben ereignete sich Erstaunliches.
Die Gemeinde, oben die Männer, unten die Frauen,
links und rechts des Altars die Konfirmanden, erhoben sich.
Auf einen Schlag verdunkelte sich das Kircheninnere merklich. Vor allem unterhalb der durchlaufenden Empore.
Die Frauen, zu dieser Zeit noch häufig in rabenschwarzer Witwentracht. Erhoben sich, die Helligkeit im sonst lichtdurchfluteten Schiff nahm merklich ab.
Zur gleichen Zeit strömte ein neuer Duft durch Raum.
Etwas von Mottenpulver-, Pipi- saure Milch- und Kuhstallgeruch ließ sich erahnen. Erst ganz leicht und dann immer stärker. Der Duft seiner Jugend. Auch sonst, bei manchen anderen Anlässen zu vernehmen.
So auch in den kalten, dunstigen Winterabenden, wenn die alten Frauen in den niedrigen Stuben, in der Dämmerung und weit bis in die Dunkelheit hinein, zusammen saßen, die Daumen drehten, sich von den alten Zeiten erzählten und oft auch schwiegen. Ein beredtes Schweigen, oft viel mehr sagend als manches leicht dahingesprochene Wort. Von Ihrer schweren Arbeit auf dem Felde, von der Mühsal Ihres schweren Lebens, von Hunger und Not, vom Kindbettfieber, von den viel zu früh verstorbenen Säuglingen von Seuchen die Ihnen Ihre Kinder raubten, von den Brüdern, Söhnen und Ehemännern, die so vollkommen sinnlos auf den Schlachtfeldern hingeschlachtet in zwei Weltkriegen … .
Tränen, still in einer Ecke verweilend, sah er so gut wie nie, aber dieses Schweigen, daß so viel mehr über Leid, Not, Mühe und Unglück sagte als Worte es je ausdrücken können. Ja, auch dort dieser eigentümliche Geruch… .
So mancher junge Vikar, so dachte er, könne dabei vielleicht das fürchten bekommen, wenn das Kirchenschiff sich dergestalt periodisch verfinsterte.
Auf jener Konfirmandenbank sitzend gleich links an der Wand des Chores, direkt neben der Treppe zur Kanzel stand ein altes Orgelpositiv.
Alt nicht im Sinne von historisch altem Instrument.
Es war wohl eine Schenkung an die Kirchengemeinde nach dem Kriege aus Amerika, wie immer gesagt wurde.
Ein unglaublich schräg klingender Musikkasten, bei dessen Spielen ab und an einzelnen Tasten klemmten, sodass sich der gerade intonierte Ton nicht mehr abstellen ließ. Dann war der Organist, und einer der Gemeindeältesten, mit Namen Friedensreich, ein strenger Mann mit immer streng gescheiteltem silbernen Haupthaar, niemals lachend, gezwungen, das Gebläse des Instruments auszuschalten.
Er tat dies mit Hilfe eines Drehschalters aus Porzellan, der am Instrument befestigt war, was dann postwendend mit einem laut vernehmlichen PENG verbunden war.
Der klemmende intonierte Ton, es war der eingestrichene Kammerton a‘ in moderner Stimmung, blieb noch für Sekunden konstant und verabschiedete sich dann aber ebenfalls langanhaltend mit immer leiser werdendem Jaulen.
Zum Schreien komisch.
Was geschah unmittelbar danach?
Nichts.
Kein Lachen, kein Prusten.
Nichts.
Ach ja, öffentliches Lachen und sich laut freuen ist ja verboten, erinnert sich der Verfasser.
Der Gottesdienst nahm seinen liturgisch festgelegten Verlauf.
Nun zur Predigt.
Der Prediger wohnte in Waldenau, war aber seit Jahren als Missionar in Afrika unterwegs.
Ein hagerer Mann braun gebrannt, Glatze die von einem dichten schwarzen Haarkranz umrankt war.
Markantes ausdrucksstarkes Gesicht, schmale lange Nase, die eine viereckige Hornbrille trug.
Er predigte im schwarzen Anzug, weißes Hemd ohne Krawatte. Den weißen Hemdkragen hatte er sorgsam auf das Revers seines Jacketts drapiert, man konnte sich lebhaft vorstellen, daß er so gekleidet,auch in Afrika predigt.
Missionare waren zu jener Zeit sehr beliebt. Hatten sie auch noch eine schwarze Hautfarbe stiegen sie in der Beliebtheitsskala nochmals erheblich.
War ein solcher Prediger zu erwarten, redete man darüber und freute sich auf Abwechslung.
„De Sonndog kimmt enn Neejer i de Körrche“ (Am Sonntag hält ein Missionar mit schwarzer Hautfarbe den Gottesdienst), hieß es dann.
Die Predigt war dann zumeist abwechslungsreich, Geschichten, Erlebtes aus dem schwarzen Kontinent wurden erzählt um sie in den Predigttext eingebunden. Manchmal wurden auch Alltagsgegenstände mitgebracht, auch Trommeln, Schellen, Rasseln aus diesen fernen Ländern.
Manchmal wurden zum Ende des Gottesdienstes Tee Getränke aus diesen Ländern ausgeschänkt.
Immer und ausschließlich zur Verdeutlichung des Kernes der Predigtbotschaft, nie nur zum Spaß oder um den Durst zu stillen.
Man übte auch christliche Lieder aus diesen „Missionsländern“ ein.
Die fremde Sprache, der beschwingte Rhythmus, allseits beliebt und gerne mitgesungen.
Der Missionar predigte nicht von der Kanzel aus. Er tat es vor dem Altar auf dem kleinen steinernen Podest auf dem auch der hölzernen Altar seinen Platz fand.
Die Predigt war anschaulich, gut zu verstehen, erfüllt von bunten Bildern und seinen vielfältigen Erlebnissen auf dem schwarzen Kontinent.
Allmählich, es war zu spüren, redete er sich frei.
Sein Blick entspannte sich, sein Gestus, vorher eher hölzern und kantig, wurde flüssiger, passte immer besser zum Redetext.
Dann, kaum merklich, redete er immer schneller die Sätze wurden kürzer.
Ihm wurde wohl warm, fasste sich ab und an an den Hemdkragen und richtet die Krawatte.
Er hatte den Eindruck als ob sich winzige Schweißperlen auf seiner Oberlippe bildeten.
Es war als blickte zusehends in die Ferne, war ganz bei den von Ihm entwickelten Sprachbildern.
Er berichtete schlussendlich von den schwarzen Frauen, die zu den immer extatischer werdenden Trommelrhythmen tanzten, sich im immer schnelleren Tempo tanzend in Extase bewegten wild archaisch und fremd.
Dann auf dem Gipfel der Extase sich Ihre Brüste blutig kratzten………….. !
Friedensreich erstarrte, blicke still zu Boden und schüttelte dabei sein silbernes Haupt… .
Post skriptum:
Laienprediger unterschiedlicher evangelikaler Denominationen bestiegen zu jener Zeit die Kanzeln und Pulte der evangelischen Kirchen und der Gemeindehäuser. Und legten Zeugnis ab, wie es damals hieß.
Das geschah ohne besondere, nachvollziehbare Eignung für diese Aufgabe.
Eine wie auch immer geartete theologische Vorbildung gab es wohl kaum oder sie wurde unterlaufen.
Die damals oft von ihm gehörte Begründung dafür:
Studierten Theologen bekämen an den Universitäten eine Lehre verpasst, die sich nicht mehr an der reinen Lehre der Bibel orientieren würde.
Bibeltreue Verkündigung sollte sein. Alles darüber hinaus sei eine gefährliche Irrlehre. Die gelte es zu bekämpfen.
Sie bilde eine große Gefahr für alle, die sich damit beschäftigen würden.
So mancher unbefangene junge Mann, der aus so einer rechtgläubigen Gemeinde gekommen sei und sich aufgemacht habe, um ein universitäres Theologie Studium zu beginnen, sei vom rechten Glauben abgefallen.
Mit verheerenden Folgen. Der Teufel selbst habe sich mit Hilfe seiner Helfer an den Universitäten dieser armen Seele bemächtigt und sie verführt.
Nun drohe unweigerlich die ewige Verdammnis.
Es sei denn, er kehre um und schwöre der Irrlehre ab.
Dann – nur dann – sei eine erneute Aufnahme in die Gemeinschaft bibeltreuer Christen wieder möglich.
Vor dem Hintergrund einer solchen Geisteshaltung kam es jedoch gelegentlich zu Vorfällen die das Eingreifen des Kirchenältesten wie beschrieben erforderlich machte.
„Trinken Sie. Trinken ist wichtig. Trinken ist gesund. Trinken Sie noch ein Glas.“
Von Einer die um Ihr Leben trank
Eine attraktive Frau, Mitte 50, immer gepflegt, dezent geschminkt, die Haare, immer ohne Ansatz, wasserstoffblond gefärbt.
Bei Meetings von etwa zwei Stunden schaffte Sie locker 2 Flaschen Wasser zu trinken.
Schlank, modern steht’s dezent gekleidet, das Outfit einer erfolgreichen Bussinesfrau.
Bei besonderen Anlässen, im Kleid, geschmackvoll ausgesucht, figurbetont, grosszügig dekolltiert aber doch passend.
Eher kantige Gesichtszüge, geschickt in Richtung mehr Weichheit geschminkt.
Die Augen graublau, deutlich, je nach Blickrichtung, ins eisgraue, wechselnd.
Beim näherer Betrachtung zeigten diese Augen eine merkwürdige schwer zu erahnende Melange die ganz unterschiedlichen inneren Zuständen vermuten ließ.
Zum einen eine gewisse kalte Leere im Blick, die gleichzeitig unglaubwürdig wirkt.
Daneben eine Art von Misstrauen und Angst gepaart mit unruhiger Lauerstellung.
Was kommt jetzt, bedroht es mich, ich muß gewappnet sein, immer bereit zum Angriff sein?
Dann auch eine tiefe Traurigkeit. Eine Trauer die erahnen lässt. Das was ich hier zeige, das bin ich nicht. Es ist eine Fassade, die nur mit Aufbietung aller Kräfte erhalten werden kann.
Ich muß meine Angst, meine Unsicherheit, meinen fehlenden Gestaltungswillen verbergen, sonst werde ich meinen eigenen Ansprüchen an mich nicht gerecht, versage, bin verloren.
Ich möchte doch ganz anderes sein.
Liebevoll, verständnisvoll, empathisch, treusorgend, mütterlich.
Aber Kinder habe ich keine, auch Großmutter werde ich nie sein.
Zuweilen schien es so als ob Sie ins Leere blicke. Die Lieder werden dann schwer, als ob Sie ein unbändiges Bedürfnis nach Schlaf und Ruhe überkomme, so als ob Sie alles sediert und durch einen Nebel verborgen sehe.
Ihr Wohlwollen war, kannte man diese geschundene Seele näher, recht leicht zu erlangen.
Mit inszenierter Nibelungentreue.
Ein treuer, ein eiserner Heinrich sein, eine treue Henriette.
Nichts hinterfragen wollen, alles mittragen sollen.
Keine Fragen stellen. Immer Zustimmung zollen. Keinen Diskurs aufkommen lassen.
Egal was da komme.
Fachliche Kompetenz , war nicht erwünscht weil als bedrohlich empfunden. Sie störte nur. Alles sollte beim Alten bleiben. Lediglich ein neuer Lack auf Althergebrachtes war gelegentlich gewünscht.
Ihre Kaumuskulatur ständig bewegend blickte Sie um sich.
Lauernd, vor Angst und Panik immer auf Abwehr, so bewältigte Sie Ihren beruflichen Alltag.
Auch aus diesem Grunde war Sie allseits gefürchtet.
Als harte kalte Person die selbst viel arbeitete, noch mehr verlangte, bei der man sehr schnell in Ungnade fiel.
Fand Sie einen angeblichen Fehler bei einem Ihrer Untergebenen, der zumeist konstruiert war, war Sie gnadenlos. Sie sanktionierte hart und öffentlich, monatelange Kontrollen begannen, akribisch ausgeführt und oft außerhalb der Arbeitszeit, gerne Morgens gegen 06:45 Uhr.
Viele hielten dem nicht stand, kündigten, wurden entlassen, einige traumatisiert.
Ob Ihr diese Art mit Menschen umzugehen Ihr eine innere Genugtuung verschaffte, ob Sie die Macht über Menschen in diesem Moment genoss bleibt offen.
Sie selbst beschädigte sich damit wohl am allermeisten.
Immer ruheloser, immer getriebener, immer misstrauischer, immer mehr Angst und Panik.
Hier gelten wohl die Zeilen vom großen Friedrich Schiller aus Wallenstein:
„Das eben ist der Fluch der bösen Tat, dass sie, fortzeugend, immer Böses muss gebären.“
Wagt man, nach Fritz Riemann eine Einordnung Ihrer Persönlichkeit wäre über folgendes nachzudenken.
„Die zwanghafte Persönlichkeit wendet sich gegen Neuerungen, wo sie ihm begegnen, was aber immer mehr zu einer Sisyphusarbeit wird, denn das Leben ist immer im Fluß, alles ist in fortwährender Wandlung begriffen, «alles fließt» in immerwährendem Entstehen und Vergehen, das sich nicht aufhalten läßt… .“
„… Bei den später zwanghaften Persönlichkeiten finden wir in ihrer Lebensgeschichte mit großer Regelmäßigkeit, daß in ihrer Kindheit altersmäßig zu früh und zu starr die lebendigen aggressiven, affektiven, die gestalten und verändern wollenden Impulse, ja oft jede Spontaneität, jede Äußerung gesunden Eigenwillens gedrosselt, gehemmt, bestraft oder unterdrückt wurden… .“
„In der Unfähigkeit zwanghafter Menschen, Spontaneität und Unplanbarkeit zuzulassen, liegt ihr zentrales Problem. Das Leben ist nicht ins letzte Detail planbar. Es ist im Fluss und konfrontiert uns von Geburt an mit dem Unbekannten und Neuen, welches uns spontane Reaktionen abverlangt. Hinter dem Festhalten am Alten und Vertrauten steht letztlich die Angst vor der unausweichlichen Vergänglichkeit, die Angst vor dem Tod… .“
„… Zum lebensgeschichtlichen Hintergrund von Menschen mit zwanghafter Persönlichkeit lässt sich sagen, dass sie in ihrer frühen Kindheit oft zu früh durch die Bezugspersonen angehalten wurden, auftretende aggressive, spontane und altersgemäß natürliche Reaktionen zu unterdrücken.
Sie wurden oftmals zu früh herangeführt an Gebote und Verbote. Man findet es häufig, dass in ihrer Kindheit „jede Spontaneität, jede Äußerung gesunden Eigenwillens gedrosselt, gehemmt, bestraft……. wird.
Für ihre Pseudosicherheit zahlen zwanghafte Menschen einen hohen Preis, denn durch ihr Festhalten am Alten und Bekannten verschließen sie sich gleichsam vor den Möglichkeiten und Chancen des Neuen.“
Kurz:
„…. Sie verschließen sich vor der Möglichkeit der Weiterentwicklung, die ja ebenso wie das Alte und Vertraute, das Neue, das Unerwartete Bestandteil des Lebens ist… .“
„Das Grundproblem zwanghafter Menschen können wir also in ihrem überwertigen Sicherungsbedürfnis erkennen. Voraussicht, zielbewusste Planung auf lange Sicht, überhaupt die Einstellung auf Dauer, hängen damit zusammen.
Begründet liegt das in der Angst davor, das Gewohnte und Vertraute, das Sicherheit und Identität stiftende, durch neue Einsichten und Entwicklungen relativieren oder hinterfragen zu müssen. Die Grundangst des zwanghaften Menschen ist die vor der Vergänglichkeit Sie befällt ihn umso heftiger, je mehr er sich gegen sie abzusichern versucht.
Alle Änderungen erinnern ihn an die eigene Vergänglichkeit.
Daher sucht er, immer das Gleiche, schon Bekannte und Vertraute wiederzufinden oder wiederherzustellen. Wenn sich etwas verändert, fühlt er sich gestört, beunruhigt, ja geängstigt. Er wird deshalb versuchen, Veränderungen zu unterbinden, aufzuhalten oder einzuschränken, wenn es geht, zu verhindern und zu bekämpfen…. “ (Quellen: Fritz Riemann Grundformen der Angst 1976)
Nicht verwunderlich, geradezu zwangsläufig ergibt sich bei solchen bedauernswerten Menschen, die sich in Führungspositionen befinden, die Neigung bestimmter anderer Personen, die sich in deren Nähe befinden einer großen Versuchung ausgesetzt zu sein.
Sie erkennen Zug um Zug, im Laufe der Zeit immer deutlicher die eigentlichen Wesensmerkmale und gravierenden Defizite dieser im Grunde bedauernswerten Person.
Sie stellen sich darauf ein, entwickeln allmählich eine Strategie Ihr den Eindruck von Sicherheit und Kontinuität zu vermitteln.
Alles bliebe in Grunde beim Alten, Neuerungen wären lediglich Äußerlichkeiten die man verbreite um das Althergebrachte bewährte zu bewahren.
Man macht Ihr kleine persönliche Geschenke um Ihr Wertschätzung zu zeigen.
Kleine Geschenke unauffällig, wohl wissend, daß die betreffende Person bis hin zu Verfolgungsphantasien, misstrauisch gegenüber allem ist was Ihr begegnet.
Es werden Meeting, Besprechungen, Tagungen regelrecht dergestalt inszeniert.
Alles soll sagen. Beruhige Dich alles bleibt beim Alten.
Sie sind weiterhin an der Spitze.Sie haben die Zügel nach wie vor fest in der Hand.
Diese kluge, nun sagen wir eher bauernschlaue Strategie, so sie denn begonnen worden ist einmal robust installiert, recht bequem. Man muss eigentlich nur alles beim Alten lassen und abwarten.
Solange zuwarten bis die betreffende Person so weit und so verzweifelt ist, daß Sie offensichtlich nicht mehr zu halten ist.
Dann finden sich schnell, sogar nachvollziehbare offensichtliche Gründe, sie zu stürzen.
Diese eigenen und fremden Manöver zum Machterhalt, zur verzweifelten Abwehr manifester innerer Zweifel, Ängste und Zwänge sind immer skurriler geworden, bewegten sich immer weiter weg von der Wirklichkeit.
Letztlich tritt das ein, was eintreten musste.
Sie selbst wurde Opfer Ihrer eigenen Machenschaften und musste abtreten.
Man könnte sagen, daß ist Machtpolitik, daß ist eine machiavellistische Strategie zur Machtgewinnung.
Mag sein…….. .
Aber ist sie deswegen vertretbar, ist Sie deswegen zu tolerieren, gar zu billigen?
Darüber mag der geneigte Leser selber entscheiden.
Viele Mitmenschen glauben immer noch, daß Menschen mit Einschränkungen wären dumm.
Aber Dummheit was ist das eigentlich? Ich habe lange darüber nachgedacht. Dann habe ich ein kurzes Gedicht geschrieben.
Das ist nicht in einfacher Sprache.
Das Gedicht ist zum weiter nachdenken gemacht.
Und zum weiter-reden.
Die „Dummheit“ Dummheit die sich als Einfalt zeigt die liebe ich. Sie nennt den Augenblick und staunt. Fragt nicht woher fragt nicht wohin. Ist ohne List und ohne Arg. Sie staunet nur. Beim ersten Staunen schon. Da wird sie klug. Und ahnt es nicht.
Das war mein kleines Gedicht. Ich hoffe Es hat Euch gefallen.
Liebe Leser. Es hat sich viel geändert. Vor 70 Jahren in der Nazi- Zeit. Da wurden viele tausend Menschen mit Behinderungen ermordet.
Man sagte damals. Das ist lebens- unwertes Leben. Wie schrecklich ist das denn? Wie grausam. Wie un- menschlich.
Heute gibt es schon Projekte, die es Menschen mit Behinderungen ermöglichen, selbst ein Ehren- Amt zu machen. Für andere Menschen. Damit es ihnen besser geht. Ich finde das richtig Klasse.
Das Ehren- Amt ist ganz wichtig für alle. Eine Behinderung ist kein Grund. Da nicht mit zu machen. Hier geht es nämlich um echte Teilhabe. Man kann auch Inklusion dazu sagen.
Für die Mit- Bürger etwas tun.
Sich als Bürgerin und Bürger für die Gesellschaft einsetzen.
Mir geht es um Bürger- Rechte.
Das ist Martin Luther King. Er war ein Bürger- Rechtler. Er kämpfte für die Rechte von Menschen mit schwarzer Hautfarbe. Er ist deswegen ermordet worden. Er ist ein Vorbild.
Bürger- Rechte. Was heißt das? Menschen mit Einschränkungen sind selbstbewusste Bürger geworden.
Da arbeiten schon viele Personen mit. Alle sind Ehrenamtler. Es sind Menschen mit Einschränkungen. Und Menschen ohne Einschränkungen. Das ist auch egal. Alle arbeiten mit. Ich bin auch dabei.
Wir haben schon viele wichtige Dinge gemacht. Darauf können wir alle nicht verzichten.
Wir fordern für alle Menschen
Mit- menschlichkeit.
Verantwortlichkeit.
Gerechtigkeit.
Jetzt sind wir bei den Grund-Rechten gelandet:
Beim Recht auf Versammlungs- Freiheit.
Beim Recht auf Vereinigungs- Freiheit.
Das Recht auf Ehrenamt.
Ehrenamt ist ein wichtiger Baustein für unsere Gesellschaft.
Hier geht es um die wichtigsten Ziele der Menschheit:
Um Frieden.
Um Freiheit.
Um ein gutes Leben für alle Menschen.
Um Sicherheit für alle Menschen.
Um Gerechtigkeit für alle Menschen
Ehren- Amt Das ist für uns:
Die wichtigsten menschlichen Werte zu bewahren.
Die Gemeinschaft für alle Menschen.
Die Fürsorge für alle Menschen.
Die Hilfs-Bereitschaft für alle Menschen. Die Hilfe brauchen.
Alle Menschen haben das Recht.
Das ganze Leben lang zu lernen.
Wir haben alle die gleichen Rechte.
Wir haben alle die gleichen Pflichten.
Alle Menschen dieser Welt sollen: Ihre Zeit. Und ihr Können einsetzen. Sie sollenehrenamtlich arbeiten dürfen. Damit es uns allen ein wenig besser geht.
Wir haben uns noch etwas überlegt. Bürger sein bedeutet:
Sich helfen lassen.
Sich selbst helfen.
Anderen helfen.
Ich will zum Schluss noch einmal sagen. Wir:
Die Mitglieder.
Die Mitarbeiter.
Die Freunde.
Die Förderer der Lebenshilfe.
Wir arbeiten mit.
Bei den Menschen- Rechten.
Und bei den Bürger- Rechten.
Ganz genau darum geht es uns: Alle Menschen egal ob mit oder ohne Einschränkungen. Alle Menschen haben das Recht auf Ehrenamt für unsere Gesellschaft Darum geht es uns. Das ist uns wichtig.
Dieser Blogbeitrag ist etwas länger als gewohnt. Bitte lesen Sie ihn zu Ende und bilden Sie sich dann eine eigene Meinung Zum Diskurs immer gerne bereit. Danke
Gekürzter und ergänzter Text aus: DER SPIEGEL 18.04.20
Gibt mir zu denken. Bestätigt leider meine Befürchtungen. Ich zitiere hier ohne Hähme, eher nachdenklich und auch sorgenvoll:
„Weiße Evangelikale gelten als treueste Unterstützer von US-Präsident Donald Trump – trotz seiner Affäre mit einem Pornostar. Trump hört auf sie, und viele ihrer Prediger verharmlosten das Virus zu lange… .
Pastorin White, Präsident Trump am 3. Januar in Miami: Das Christentum aufleben lassen, bevor die Erde untergeht Als die Coronakrise im Land schon in vollem Gange ist und die Betten in den New Yorker Krankenhäusern sich mit Menschen füllen, bittet Trumps persönliche Pastorin die Massen in ihre Riesenkirche in Florida, um gegen das Virus zu beten… .
IHR GOTT IM WEISSEN HAUS
Es ist der 15. März 2020, der »Nationale Gebetstag« für alle von der Pandemie betroffenen Menschen im Land. Trump hat diesen Tag ausgerufen.
Er will, dass die Gläubigen für die Kranken beten, aber auch für die Corona-Strategie der Regierung.
Paula White, 53 Jahre alt, eine Frau mit platinblondem Pagenkopf, schmalem Gesicht und vollen Lippen ist eine evangelikale Christin und prominente Predigerin. Seit Ende 2019 gehört sie Trumps Regierung als Beraterin an. Sie ist Teil der »Glaubensinitiative« des Präsidenten, sie soll Wähler für ihn rekrutieren. Wie schon 2016 ist Trump auch diesmal darauf angewiesen, dass die rechten Christen zur Wahl gehen und für ihn stimmen.
Jetzt steht White im schwarzen Businesskostüm und auf High Heels am Pult ihrer Kirche »City of Destiny«. Ein kabelloses Mikrofon ragt neben ihrem Ohr hervor. In einem Video ihres Auftritts sieht man sie auf der Bühne die Hände emporheben, von kühlem Neonlicht bestrahlt.
White ruft: »Wenn ein ziviler Führer von großer Autorität die Kirche anruft und sie bittet, zu beten und zu fasten, dann können wir nicht auf unseren Stühlen sitzen bleiben und tun, als wäre es ein gewöhnlicher Sonntag.« Sie meint Trump.
Das Virus sei »eine Plage«, ruft sie von der Bühne – vergleichbar mit den Plagen aus der Bibel. Christen sollten für ein Ende der Pandemie beten. Wer Geld an ihre Kirche spende, sagt sie wenig später in einem anderen Videoauftritt, werde Wohlstand und Gesundheit auf Erden erlangen.
Donald Trump stützt sich auf die Wählergruppe der Evangelikalen wie auf kaum eine andere. Ein Viertel der Amerikaner zählt sich zu einer der evangelikalen Kirchen, rund 50 Millionen von ihnen sind weiß. Was die Glaubensgemeinschaft – eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus – zusammenhält, ist ihre wörtliche Auslegung der Bibel, der Glaube an die nahende Endzeit und an die persönliche Beziehung zwischen den Gläubigen und Jesus Christus; viele nennen sich deshalb »wiedergeborene Christen«.
Sehr viele Evangelikale vertrauen zudem auf Donald Trump. Im Jahr 2016 haben 81 Prozent der weißen Evangelikalen für Trump gestimmt. Und 77 Prozent von ihnen sind mit der Antwort des Präsidenten auf die Coronakrise zufrieden.
Wie Trump spielten auch viele evangelikale Prediger das Virus anfangs herunter. Ein Prediger erzählte, wie Gott ihn nachts aufgeweckt und ihm gesagt habe: »Dieses Virus ist nichts.« Ein anderer bezeichnete es gar als Sünde, sich vor Corona zu fürchten.
Als der Präsident im März noch seine Vision von »vollgepackten Kirchen im ganzen Land« bis »Ostern« äußerte, für die er von vielen massiv kritisiert wurde, wollte er wohl insbesondere auch seiner religiösen Basis gefallen.
Seit Ende der Sechzigerjahre haben Evangelikale mehrheitlich republikanisch gewählt, insbesondere der frühere Präsident Ronald Reagan suchte wie kein Politiker vor ihm die Nähe zur Bewegung.
Doch im Fall von Donald Trump warf die christliche Unterstützung schon immer Fragen auf. Die Allianz zwischen rechten Christen und kapitalistischem Lebemann wirkt nicht gerade natürlich. Schließlich handelt Trump regelmäßig entgegen christlicher Werte, sein Lebenswandel ist moralisch alles andere als einwandfrei. Doch nicht einmal die Affäre um den Pornostar Stormy Daniels hat die Allianz zwischen dem Präsidenten und der religiösen Rechten zerstört. Das liegt mit daran, dass noch kein US-Präsident so viele politische Fakten schaffte, die im Interesse der religiösen Wähler liegen.
Seit Beginn seiner Amtszeit hat Trump zwei streng konservative Richter am Obersten Verfassungsgericht eingesetzt, weitere könnten folgen – und eines Tages das Recht auf Abtreibung kippen. Dutzende Posten an Gerichten vergab er an jüngere konservative Hardliner.
Trump spricht sich nicht nur gegen Abtreibungen aus, er sprach auch als erster US-Präsident im Februar beim sogenannten March for Life, der Parade der Abtreibungsgegner. Kurz darauf präsentierte er einen Nahostplan, der Jerusalem zur israelischen Hauptstadt macht – was auch stets ein Ziel der evangelikalen Bewegung war.
Trumps Regierung ist eine der religiösesten der jüngeren US-Geschichte. Etliche Minister, wie Außenminister Mike Pompeo, Bildungsministerin Betsy DeVos und Vizepräsident Mike Pence, sind evangelikale Christen. Kabinettsmitglieder finden sich zum wöchentlichen Bibelkreis im Weißen Haus zusammen – das gab es zuletzt in der Art vor hundert Jahren.
Die US-Autorin und Religionsexpertin Katherine Stewart, die die Bewegung seit Langem beobachtet, schreibt in der »New York Times«: Die Evangelikalen seien mit für Trumps inkompetentes Regierungspersonal verantwortlich, das sich für die Interessen der religiösen Rechten starkmache, aber keine Pandemie managen könne. »Donald Trump ist mit der entschiedenen Hilfe einer Bewegung an die Macht gekommen, die Wissenschaft ablehnt, Regierung verachtet und Loyalität über professionelle Expertise stellt.«
Diese Leute wollten Amerika in eine »imaginierte Vergangenheit« zurückführen, in der das Land konservativ christlich gewesen sei. Stewart hält diese Entwicklung für demokratiegefährdend. »Wir sehen eine autoritäre Identitätskampagne, die keinerlei Respekt vor der Trennung von Staat und Kirche hat.« Pluralistische Werte, die Amerika getragen hätten, lehnte die Bewegung ab. In der Coronakrise wird das extrem gefährlich. Wer die Bewegung verstehen will, muss zurück in den Februar zoomen, in eine evangelikale Megakirche in Miami. Dort, auf einem spirituellen Kongress, erzählt Paula White die Geschichte eines verlorenen Mädchens aus einem Trailerpark, das Trump mit Gott zusammenbrachte und später seine religiöse Beraterin wurde. Es ist ihre eigene Geschichte. White steht auf einer Bühne im Innern der Megakirche, das Scheinwerferlicht lässt ihren blonden Pagenkopf im Halbdunkel leuchten. Tausende Gläubige jubeln ihr zu. »Mein Vater hat sich umgebracht, als ich fünf Jahre alt war«, erzählt sie. White wurde als Kind sexuell missbraucht, vernachlässigt von der alkoholkranken Mutter. Die Schulkameraden nannten sie »trailer trash«, »Müll aus dem Trailerpark«.
White lernte Gott kennen, wie sie sagt, und begann die Bibel zu lesen. Pastoren wurden auf sie aufmerksam. Bald trat sie im Regionalfernsehen auf. Nach einem dieser Auftritte 2002 habe sich »ein Mister Trump« gemeldet. Trump besitzt ein Anwesen in Palm Beach in Südflorida.
»Du bist fantastisch!«, habe er in den Hörer gebrüllt. »Du hast den It-Faktor!«
White lächelt. »Das heißt Salbung, Sir«, habe sie ihm gesagt. Nachdem sie aufgelegt hatte, habe Gott zu ihr gesprochen und ihr den Auftrag erteilt, Trump zu helfen. »Ich führte den Auftrag aus, ohne zu wissen, dass jener Mann, dem ich helfen sollte, Gott kennenzulernen, Präsident der Vereinigten Staaten werden würde!«, ruft sie. Die Menge johlt.
Die Geschichte ist perfekt: Paula White, das Bindeglied zwischen Gott und dem US-Präsidenten. In den Jahren danach wird White Trumps persönliche Pastorin.
Trump bezeichnet sich selbst als presbyterianisch, gibt seinen Lieblingsvers in der Bibel mit »Auge um Auge, Zahn um Zahn« an und verwechselte einmal ein Tablett, auf dem die Kommunion gereicht wird, mit einem Teller für die Kollekte.
Gläubige Beightol (M.) mit Eltern »Eine Prüfung für uns Christen« White gehört der »Prosperity Gospel« an, einer Randerscheinung des Evangelikalismus, die gegen Spende Wohlstand auf Erden verspricht. Ein ziemlich kapitalistisches Religionsverständnis also, das auch unter Evangelikalen umstritten ist, aber zum Immobilienunternehmer Trump hervorragend zu passen scheint.
Sie kaufte nach dem Anruf ein Apartment in seinem Haus in der New Yorker Park Avenue und besuchte seine Show »The Apprentice«. Er nahm an ihren Bibelkreisen teil, die sie gelegentlich in New York leitete. 2016, und auch jetzt wieder, hilft sie ihm im Wahlkampf.
»The Supernatural Ministry School« heißt der dreitägige Kongress, auf dem White Anfang Februar auftritt. Die Megakirche »King Jesus International Ministry« im Süden Miamis ist von Palmen umgeben. In ihrem Innern finden 7000 Menschen Platz.
Hier lässt sich während einer sechsstündigen Endzeitpredigt erleben, wie scheinbar der Heilige Geist in Gläubige fährt und sie zu einem Knall aus einer Soundmaschine zu Boden gehen. Prediger berichten von Karieszähnen, die sich in Gold verwandeln. Paula White sammelt am Ende ihres Auftritts Schecks ein, dafür verspricht sie Seelenheil.
Aber kurz vor Beginn des Wahljahrs 2020 erlebt die Allianz zwischen Trump und den Evangelikalen eine Erschütterung. Das konservative Magazin »Christianity Today« veröffentlichte Ende Dezember ein Editorial, in dem der Chefredakteur Trumps Absetzung forderte. Schockwellen gingen landesweit durch die Kirchen.
Schon länger wenden sich junge und gebildete Evangelikale von Trump ab. Nach Paula Whites Schulterschluss mit dem Präsidenten sollen schwarze Gläubige in Scharen aus ihrer Gemeinde geflohen sein. Muss Trump um seine Wähler fürchten?
Am 3. Januar 2020, kurz nach Erscheinen des kritischen Artikels, stand er selbst in der Megakirche in Miami. 5000 Christen waren da. Wohl wissend, dass es zuerst die Latinos und Schwarzen sein könnten, die sich abwenden, verkündete Trump den Start seiner Kampagne »Evangelikale für Trump« im »King Jesus Ministry« in der Stadt Miami, wo vor allem Latinos leben.
Trump rief: »Evangelikale Christen jeder Glaubensrichtung und Gläubige jeder Religion hatten nie einen größeren Unterstützer im Weißen Haus als ihr jetzt!« Er sprach über die angebliche Wiederbelebung des Ausdrucks »Merry Christmas« in Amerika, die er sich selbst zuschreibt.
»Wir werden gewinnen«, sagte Trump.
»Wir haben Gott an unserer Seite.«
Predigerin Paula White stand am 3. Januar in Trumps Nähe und betete. An diesem Tag entstand ein Foto, auf dem sie und andere Evangelikale Trump berühren, als bärge sein Körper etwas Heiliges.
Evangelikale bei Gottesdienst am 5. Februar in Miami: »Karieszähne in Gold verwandeln« »Die Evangelikalen haben Trump ihre Loyalität geschenkt, ohne anzuerkennen, dass er moralische Probleme hat«, sagt Mark Galli in seinem Haus in Chicago.
Der 67-Jährige war einmal Pastor und arbeitete 30 Jahre lang als Journalist. Beim konservativen, evangelikalen Magazin »Christianity Today« war er Chefredakteur. Er hat den Leitartikel verfasst, der wie eine Bombe einschlug.
»Christianity Today« gilt als Flaggschiff der Evangelikalen. Es wurde 1956 von Billy Graham gegründet, der eng mit Präsident Eisenhower war. Die Leser sind gemäßigt, das Heft bislang wenig kontrovers.
»Trump sollte aus dem Amt entfernt werden«, schrieb Galli am 19. Dezember 2019. Er beschreibt Trump als »moralisch verloren«. Das Impeachment-Verfahren beweise, dass er das Amt des Präsidenten beschädigt habe. Seine Absetzung müsse erfolgen aus einer »Loyalität gegenüber dem Schöpfer der Zehn Gebote«.
Galli sitzt in seinem Wohnzimmersessel, in der Hand eine Tasse Tee. Ein nachdenklicher Mann mit stabilen Werten, der gern Fliegenfischen geht und Bier braut. Eigentlich wollte er jetzt seine Rente genießen, stattdessen war er gerade für ein Fernsehinterview in Kanada, hat mit allen großen US-Medien gesprochen, als Nächstes kommt eine TV-Crew aus Japan vorbei.
Sie alle wollen wissen, wie er es als Evangelikaler wagte, Trump zu kritisieren. Galli erinnert sich an den Morgen, an dem er überlegte, ob man das Amtsenthebungsverfahren überhaupt kommentieren sollte.
Drei Jahre lang hatte Galli damit verbracht, die evangelikalen Unterstützer des Präsidenten zu verstehen. Er sah mit Besorgnis, wie konservative und liberale Christen immer öfter darüber stritten, wer ein richtiger Christ sei. Als Galli seine rechten Bekannten nach ihrer Meinung zum Impeachment fragte, sagte einer nach dem anderen: »Eine Verschwörung der Demokraten.« Galli schrieb seinen Text.
Kurz nach der Veröffentlichung brach die Internetseite von »Christianity Today« zusammen. Ein Proteststurm erreichte die Redaktion. Aber es gab auch etliche Leser, die erleichtert waren.
Knapp zwei Wochen später sah Galli Trumps Auftritt in der Megakirche in Miami. Die Vergötterung durch seine Anhänger sei »götzenhaft« gewesen. In den Gebeten des »Prosperity Gospel« wurden die Feinde Trumps »satanisch« genannt.
»Ich war schon immer sensibel für Sprache«, sagt Galli. Viele Christen hätten den Sound von Trump übernommen. Dabei gehe es in etlichen Bibelversen darum, »mit welcher Zunge Menschen sprechen«.
Jetzt, in der Coronakrise, sagt Galli Anfang April am Telefon, wiederhole sich die Geschichte. »Die evangelikale Rechte verharmlost das Virus. Sie denken, wenn man die Kirchen schließt, zeige das einen mangelnden Glauben an Gott«, so Galli.
Wer sich schütze, werde als schlechter Christ gebrandmarkt. »Wer krank wird, hat eben nicht genug geglaubt.« Das Misstrauen gegenüber der Wissenschaft und gegenüber Autoritäten, die ihre fundamentalen Glaubenssätze infrage stellen, sei ein großes Problem.
In einer der ältesten Megakirchen Amerikas, der First Baptist Church Dallas, mit 13 000 Mitgliedern erscheint bei einer Sonntagsmesse im Februar auf der zentralen Leinwand Trumps Konterfei. Ein Besuch seiner ehemaligen Pressesprecherin, Sarah Huckabee Sanders, wird angekündigt. Pastor Robert Jeffress wird sie interviewen. Er ist einer der prominentesten evangelikalen Trump-Unterstützer.
Der Campus, auf dem die Kirche steht, hat 130 Millionen US-Dollar gekostet. Der Gottesdienst darin gleicht mit seinem Chor und seinen Livetaufen in einem poolartigen Becken einer Mischung aus Musical und Bibelseminar. Vor allem ältere weiße Texanerinnen und Texaner sind gekommen. Hier im sogenannten Bible Belt ist die Unterstützung für den Präsidenten riesig. 2014 bezeichneten sich 31 Prozent aller Texaner als Evangelikale.
»Ich bin ein Freund des Präsidenten.«
Robert Jeffress lächelt. Der 64-Jährige trägt einen schwarzen Nadelstreifenanzug, dazu eine Trump-rote Krawatte. Er wartet nach dem Gottesdienst in einem Hinterzimmer, reicht freundlich die Hand. Jeffress ist der erste Pastor, der Trump 2016 in den Vorwahlen unterstützte. Über seine Auftritte beim konservativen TV-Sender Fox-News, seine TV-Show »Pathway to Victory«, seine Radiosendung und Predigten erreicht er ein Millionenpublikum.
Zwei Monate später, zu Beginn der Coronakrise, sollte er sich weigern, seine Kirche zu schließen.
Warum ist Trump unter Gläubigen so erfolgreich?
»Politische Enttäuschung«, sagt Robert Jeffress. Trump sei der erste Präsident, der wirklich etwas für die Evangelikalen tue.
»Sein Bekenntnis zur Pro-Life-Bewegung, sein Einsatz für Religionsfreiheit« und seine »Unterstützung für Israel« – das elektrisiere die evangelikale Gemeinde.
Vor Trump hatte Jeffress oft Hoffnung in andere Politiker gesetzt. Er stimmte einst für den Demokraten Jimmy Carter, der sich selbst als wiedergeborenen Christen bezeichnete, Jeffress aber enttäuschte. Er folgte dem Republikaner Ronald Reagan, der die Evangelikalen besonders fest umarmte. Doch aus den Versprechen, die sie während der Kampagnen gaben, so sieht es Jeffress, wurde selten Politik.
Trump fand eine evangelikale Gemeinde vor, die zwar noch republikanisch wählen wollte, aber Ernüchterung empfand. Er schwang sich zu ihrem Retter auf. Jeffress bot ihm die volle Unterstützung an. Heute betet er mit Trump, berät ihn in Glaubensfragen. An Ostern hatte Trump angekündigt, sich in seine Messe einzuschalten.
Ehemaliger Pastor Galli Misstrauen gegenüber Autoritäten Als Trump einst drohte, Nordkorea auszulöschen, schrieb Jeffress in einem Artikel, dass er als Herrscher das Recht dazu habe und zitierte einen Bibelvers.
Trump, sagt Jeffress, biete den Evangelikalen die Gelegenheit, das Christentum noch einmal aufleben zu lassen, bevor die Erde untergehe. Wie die meisten Evangelikalen glaubt Jeffress an die Endzeit. »Unsere Welt wird jeden Tag gottloser. Der Kurs der Erde geht abwärts.« So beschreibe es die Schrift, bevor Jesus auf die Erde zurückkehre.
»Ich weiß nicht, wann er kommt«, sagt Jeffress. »Ob nächstes Jahr oder irgendwann im 21. Jahrhundert.« Wenn es so weit sei, werde er jene mit ins Paradies nehmen, die ihn als Retter anerkannten. Die anderen schmorten in der Hölle. Trumps Regierungszeit ermögliche es den Gläubigen jetzt, »möglichst viele Seelen zu retten«, bevor alles Irdische verlösche.
Anfang März hielt Jeffress eine Predigt mit dem Titel: »Ist das Coronavirus eine Strafe Gottes?« Die Apokalypse und das Virus liegen für ihn eng beieinander. »Alle Naturkatastrophen sind letztlich auf Sünden zurückzuführen«, sagte er.
Dass Trump als Bollwerk gegen den Niedergang des Glaubens wirken soll, erscheint absurd. Doch es hat mit der Liberalisierung der Gesellschaft zu tun. Viele Christen fühlen sich unwohl, wenn während der Superbowl-Übertragung halb nackte Frauen erscheinen, gleichgeschlechtliche Ehen vielerorts zum Alltag gehören. Jetzt kommt die Angst vor dem Coronavirus hinzu.
2020 werde Trump ein noch höheres Ergebnis einfahren, prophezeit Jeffress.
Weniger als 20 Prozent der Evangelikalen entschieden sich 2016 gegen Trump. Studien belegen, dass weiße, evangelikale Jugendliche genauso häufig für ihn stimmten wie ihre Eltern oder Großeltern. Ihre Positionen, was Abtreibung betrifft, unterschieden sich kaum voneinander.
Wie aber geht es Gläubigen, die nach einer Alternative zu Trump suchen?
An der Westküste Floridas, auf Marco Island, stehen von Palmen umgebene Villen, hinter denen Swimmingpools glitzern. Hier wohnt eine junge Evangelikale, die in ihrer konservativen Gemeinde oft erlebt hat, wie gläubige Christen an Trump zweifelten und am Ende doch versuchten, sich ihn schönzureden.
Alexandria Beightol sitzt barfuß auf einem ausladenden Sofa in ihrer Villa, zwei Autostunden von Miami entfernt. Ihre Eltern, mit denen sie hier lebt, sind Abtreibungsgegner. Der Vater Arzt, die Mutter vertreibt Kosmetikprodukte im Netz, wobei Beightol, 24, ihr hilft.
»Alle in unserer Kirche wählen Trump«, erzählt sie. »Wer sich unwohl fühlt, sagt, dass Gott den Präsidenten als Prüfung für uns Christen geschickt habe.« Die Bibel besage, dass es schon immer schreckliche Männer auszuhalten gab, die am Ende für das Wohl der Gläubigen sorgten.
Die einen meinen, Trump sei wie jener wilde Mann Jehu, den Gott einsetzt, um die Stadt Jesreel zu befreien. Die anderen vergleichen ihn mit dem persischen König Kyrus, der das Gesetz missachte, aber die vertriebenen Hebräer wieder nach Jerusalem holte. Beightol hörte von Abraham, der gezwungen worden sei, seinen Sohn zu opfern, um seine Loyalität zu Gott zu beweisen. »Viele glauben, dass sie an Trump festhalten müssen, um zu beweisen, dass sie echte Christen sind.«
Bis vor wenigen Jahren seien ihre eigenen Überzeugungen typisch republikanisch und nationalistisch gewesen. Sie habe sogar etwas gegen Muslime gehabt.
Zweifel kamen erst auf, als Beightol auf das Blog der inzwischen verstorbenen, liberalen Evangelikalen Rachel Held Evans stieß. Sie brachte viele junge Evangelikale dazu, ihre Werte zu überprüfen.
Beightol, deren Mutter aus Trinidad stammt, las den Blog heimlich. »Ich fragte mich, was Pro Life bedeutet, außer vor Abtreibungskliniken zu protestieren«, erzählt sie. Sie machte sich Gedanken über die Gleichwertigkeit aller Menschen, und über Müttersterblichkeit. Ihr Pro-Life-Begriff weitete sich aus. »Trump wählen würde ich nie«, sagt Beightol.
Am Telefon Anfang April sagt sie, die evangelikale Welt sei auch jetzt, in der Coronakrise, gespalten. Viele Evangelikale hielten das Virus für eine Prüfung. »New York werde deshalb so hart getroffen, weil es ein solch liberaler Staat sei und demütiger werden solle«, erinnert sich Beightol an die Worte einer gläubigen Freundin.
Doch viele Evangelikale nähmen die Bedrohung auch ernst und verhielten sich entsprechend. Sie verstünden, dass Covid-19 für eine Art »Enthüllung« sorge, einen göttlichen Weckruf.
»Wir haben jetzt Gelegenheit, uns zu überlegen, wie wir unsere Erde behandeln«, sagt Beightol… .“
Liebe Leser*innen
Zu Ende des Jahres halte ich es wie auch im vergangenen Jahr für richtig und auch für geboten einige Sätze an Euch zu richten.
Und, nein es geht nicht um die Covid Pandemie, die uns alle betroffen hat.
So gut wie alle Erzählungen die ich auf meinem Blog veröffentliche beziehen sich auf selbst Erlebtes aus den vergangenen, nun sagen wir 50 Jahren.
Es liegt keinesfalls in meiner Absicht, einzelne Personen bloßzustellen oder sie in Ihrer Lebenweise, Ihrer Lebenseinstellung, Ihrer Überzeugung oder Ihrer religiösen Auffassung zu kritisieren oder gar parteiisch zu bewerten.
Im Gegenteil
Ich schreibt hier vor dem Hintergrund einer großen Zuneigung und Liebe gegenüber den Menschen, Ihrer Lebensweise und der Art und Weise wie sie Ihr Leben gestalten, wie Sie ihr Leben bewältigen, bin ich doch höchstselbst ein Kind dieser Region, dort geboren, zu Schule gegangen, Herangewachsen, Familie gegründet und immer noch gerne dort lebend.
Wichtig sind mir Dinge zu beschreiben, die ich so empfunden, so erlebt habe und welche Rückschlüsse ich daraus für sein eigenes Leben gezogen hat.
Dabei bemühe ich mich durch sprachliche Überzeichnungen, humorvolle und satirische Stilelemente, meine Leser zu interessieren und zu unterhalten.
Das Alltägliche zu beschreiben, Einzelheiten zu erkennen zu deuten und in einen größeren Zusammenhang zu bringen ist eine Leidenschaft die mich steht’s erfasst, wenn ich zu schreiben beginnt.
Bin ich doch davon überzeugt, daß sich im Kleinen das Große verbirgt und das im Großen stehts die Essenz aus dem Kleinen zu finden ist.
Heinrich Heine: „Denk ich an Deutschland in der Nacht…“
Nichts aber auch überhaupt nichts liegt mir daran eine „heimattümelnden“ kitschigen Wiedersprüche nivellierende Erzählweise zu pflegen, die subjektiv empfundene Wiedersprüche, Ungleichheiten sowie Benachteiligungen zukleistert oder gar leugnet.
Die Schmiede der Familie Simon aus der Fernsehserie Heimat
Im Gegenteil
Die Meinung des Verfassers, bezogen auf das Thema Heimat wird wohl am deutlichsten durch den Blog-Beitrag:
Wo ist das wahre Leben?
In den Bankpalästen die sich in den Himmel erheben?
In den angesagten Szene-Kneipen?
Auf den Börsenparketten an der Wallstreet, in Tokio, New York oder Frankfurt?
In den Konzernzentrale, bei den Shareholder value Fetischisten, mit deren Gier nach Geld und Macht?
In den Fitness Palästen?
In den Kliniken für kosmetische Chirurgie?
Ich glaube nicht
Das wahre Leben findet ihr in den Kinderzimmern.
Auf den Wickelkommoden.
In den Armen von Müttern und Vätern die Ihre Babys hingebungsvoll liebkosen.
In den durchgewachten Nächten, mit Kindern die nicht aufhören zu weinen.
Erbrochenes beseitigt.
Popos gereinigt immer und immer wieder.
In die Arme genommen.
Singend gewiegt.
Vor Erschöpfung tiefe Täler aus Sorge um ihre Kinder und um sich selbst durchschreitend.
Dennoch nicht aufgeben zu lieben
Dennoch hoffen
Dennoch Zuversicht
Die Augen ihrer Kinder
So offen
So wissen wollend
So tief
So arglos
So grenzenlos Vertrauen schenkend
So freudig
So verletzlich
So klug
So zu zuversichtlich
So schnell von Tränen überquellend
wegen Nichtigkeiten die keine Nichtigkeiten sind
Augen die von allem künden was den Mensch zum Menschen macht.