„Ad Portum itur per Procellas“

Zum Hafen gelangt man durch Stürme

Eine Projektbeschreibung aus dem Jahre 2008 zum Thema: Inklusion, bürgerschaftliches Engagement und Bürgerrechte.

Schon ein Weile her, aber immer noch aktuell. Inklusion als andauernde gesellschaftpolitische Aufgabe, vor dem Hintergrund der UN-BRK. Hier in leichter Sprache

Inklusion ist ein Prozess
Welche Idee stand zu Beginn der Möglichkeitsdenker?
Bei einem anschließenden Abendessen zeigt sich Erika Schmidt zufrieden mit der vorangegangenen öffentlichen Veranstaltung.
Sie war 2011 eine der GründerInnen der Möglichkeitsdenker. Erika Schmidt ist Nutzerin, wie in Deutschland Lebenshilfe-KundInnen genannt werden, des ambulant unterstützten Wohnens im nahe gelegenen Ort Netphen.
Hier hat sie gemeinsam mit anderen BewohnerInnen 2004 drei inklusive Freiwilligenprojekten initiiert:
den Netphener Tisch, eine Lebensmittelausgabe für Hilfsbedürftige,
den Netphener Mittagstisch, wo für dieselbe Zielgruppe gekocht wird,
und die Krabbelgruppe „Die Rasselbande“.

Außerdem unterstützen die AktivistInnen ein Schul-Projekt in der kenianischen Hauptstadt Nairobi.
Was dieses Engagement für die Beteiligten bedeutet, wird klar, wenn man Erika Schmidt über „ihre Rasselbande“ reden hört.
Mit großer Begeisterung zeigt sie Kinderbücher und Spielzeug, erzählt vom Ausflug zum Spielplatz.
Eine liebevollere Betreuung ist für die Eltern, die derweil ihre Einkäufe erledigen können, kaum vorstellbar.
Schwere leichte Sprache:
Auch mit komplexen gesellschaftspolitischen Fragen beschäftigen sich die Möglichkeitsdenker.
Bei einer ihrer Jahrestagungen war etwa die Integration von Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt Thema.
Wissenschaftlich beraten werden sie vom Zentrum für Planung und Evaluation Sozialer Dienste der Universität Siegen, deren Sprecher Albrecht Rohrmann Mitglied der Möglichkeitsdenker ist.
Lernen können dabei beide Seiten, denn Voraussetzung für alle Veranstaltungen ist das Verwenden einer einfachen Sprache.
Dass die auch Wissenschaftler erlernen können, haben die Möglichkeitsdenker gezeigt – wie so viel anderes unmöglich Scheinende auch.
„Jeder Mensch kann etwas beitragen zu einer Gemeinschaft, die Vielfalt wertschätzt und Teilhabe für alle aktiv ermöglicht. Freiwilliger Einsatz ist ein Baustein unserer Gesellschaft.“ sagt Armin Herzberger:
„Inklusion ist eine Leitidee, an der wir uns orientieren und an die wir uns kontinuierlich annähern, selbst wenn wir sie nie vollständig erfüllen können. Inklusion ist kein Ergebnis, sondern ein Prozess. Die Lebenshilfe Möglichkeitsdenker sind angetreten, an dieser Aufgabenstellung konsequent und praxisorientiert gemeinsam mit Menschen mit Einschränkungen zu arbeiten – und zwar von Anfang an.
Wie sind Sie auf das Thema Freiwilligenarbeit gekommen?
Zu unserer Gesellschaft gehört auch das Recht auf freiwilligen ehrenamtlichen Einsatz.
Jeder Mensch ist einmalig.
Und, jeder Mensch kann etwas beitragen zu einer Gemeinschaft, die Vielfalt wertschätzt und Teilhabe für alle aktiv ermöglicht. Freiwilliger Einsatz ist ein Baustein unserer Gesellschaft.
Er erfüllt die besten Ziele:
Das Streben nach Frieden,
Freiheit,
Lebenschancen,
Sicherheit und
Gerechtigkeit
für alle Menschen.

Welche Stolpersteine gibt es dabei? Bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung gelten vielfach immer noch als Betätigungsfeld der gebildeten Mittelschicht.
Von ausgegrenzten, diskriminierten und beeinträchtigten Menschen als bürgerschaftlich Engagierte und politisch Aktive ist fast nichts zu hören.
Vor allem bei Menschen mit seelischen Erkrankungen, Menschen mit Lernschwierigkeiten
und sozial isoliert lebenden Menschen bestehen noch viele strukturelle, materielle und kulturelle Barrieren.
Dem gilt es entgegenzuwirken.“

Quelle:
Lebenshilfe Graz
2017

Papst Franziskus kritisiert Konsum und warnt: „Schlimmer als eine Pandemie“

Gastbeitrag von Uwe Schummer„Schlimmer als eine Pandemie“: Die düstere Warnung von Papst Franziskus vom 09.10.2o

FOCUS-Online-Gastautor Uwe Schummer

In seiner Enzyklika weist Papst Franziskus daraufhin, dass die Kirche auch das „Handeln Gottes in anderen Religionen“ schätzt und dass sie beim Aufbau einer besseren Welt nicht abseits stehen dürfe.

Papst Franziskus hat in seiner Sozialen Enzyklika „Fratelli tutti“ über die Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft einen Leuchtturm gesetzt.

Dabei beleuchtet er die Welt im Lichte der Menschenwürde. Unabhängig davon, wo und wie dieser Mensch lebt.

Dabei verurteilt er eine „Welt voller Wachtürme und Verteidigungsmauern“.

Die Alternative des weltweit geltenden Schreibens ist, den „Nächsten“ auch in dem Menschen zu sehen, der weit von uns entfernt lebt oder noch gar nicht geboren ist und zur künftigen Generation angehören wird.

Seine Vision ist eine Geschwisterlichkeit und soziale Freundschaft, die die Schätze der Welt und die uns mitgegebenen Talente und Fähigkeiten so organisiert, dass wir nicht zu Lasten anderer Völker und Generationen diesen Planeten Schlimmer als eine Pandemie\“plündern.

ÜBER DEN GASTAUTOR:

Uwe Schummer ist Mitglied des Deutschen Bundestags und dort Vorsitzender der CDU/CSU-Arbeitnehmergruppe.

Papst Franziskus warnt davor, Lehren der Vergangenheit zu vergessen

Dabei bezieht sich Papst Franziskus auch auf die aktuelle Erfahrung einer Pandemie, die „falsche Sicherheiten“ offenlegte und die Verletzlichkeit selbst starker ökonomischer Volkswirtschaften zeigt.

Sie liefere auch den Beweis dafür, dass „wütende und aggressive Nationalismen“ unfähig sind, die Herausforderungen der Zeit zu lösen; zumal sie mit „Egoismus und dem Verlust des Sozialempfindens“ einhergehen.

Er warnt davor, die Lehren der Vergangenheit zu vergessen, die aus einem überbordenden Nationalismus – mit all ihren unzähligen Kriegen – zur Zusammenarbeit der Völker in der UN geführt habe.

Sein Bild ist die Menschheitsfamilie, in der Völker nicht nebeneinander, sondern miteinander und inklusiv ihre positiven Kulturansätze leben.

Er kritisiert die gegenteilige Entwicklung, in der Teile der Menschheit „geopfert werden“ – zugunsten einiger bevorzugter Bevölkerungsgruppen.

Dabei benennt er „wirtschaftliche Regeln, die sich als wirksam für das Wachstum, aber nicht für die Gesamtentwicklung des Menschen erweisen“.

Er geißelt eine Form der Versklavung des Menschen, die „zulässt, ihn wie einen Gegenstand zu behandeln, ihn kommerzialisiert und zum Eigentum eines anderen herabmindert.“

„Schlimmer als eine Pandemie“

In diesem Lichte ist die Enzyklika auch ein wichtiger Impuls für ein faires Lieferkettengesetz, wie es von Bundesentwicklungsminister… .

… Deutschland und die Europäische Union als weltweit starke Märkte können über ein ernsthaftes Bemühen für Transparenz bei Zulieferern sorgen, dass Kinder- und Sklavenarbeit ausgeschlossen sind.

Dies wäre ein konkreter Beitrag für bessere Lebensbedingungen auf anderen Kontinenten.

Die Pandemie habe uns auch dazu „gezwungen, wieder an alle Menschen zu denken, anstatt an den Nutzen einiger“. Ähnlich wie Papst Johannes Paul II. in seinem sozialen Weltrundschreiben „Laborem exercens“ von 1981 kritisiert Papst Franziskus „fieberhaften Konsumismus“ und eine Haltung des „Rette sich, wer kann“ in einem universalen Kampf „Alle gegen Alle“.

Dies werde „schlimmer als eine Pandemie sein“.

Statt sich abzuschotten und „als Inseln zu leben“, sieht er die „Notwendigkeit, über die eigenen Grenzen hinauszugehen“.

Er benennt die „Sorge um das gemeinsame Haus unseres Planeten“.

Sein Beispiel: Wer Wasser im Überfluss hat und trotzdem sorgsam damit umgeht, weil er an andere denkt, der blicke über sich und die Seinen hinaus.

„Gesunde Politik“, die nicht dem Diktat der Finanzwelt unterworfen ist.

Das Recht auf Privatbesitz sei niemals absolut und immer mit der sozialen Funktion zu verbinden.

Unternehmerische Tätigkeit sieht er als eine edle Berufung, die darauf ausgerichtet ist, Wohlstand zu erzeugen und die Welt für alle zu verbessern.

Ziel müsse immer auch die Entwicklung des Menschen und die Schaffung vielfältiger Beschäftigungsmöglichkeiten sein. Er verweist auf den Zusammenhang von Globalisierung und Lokalisierung.

Man müsse auf die globale Dimension achten, um nicht in die alltägliche Kleinigkeit zu verfallen. Sonst werde das Zuhause nicht Heimat, sondern Zelle.

Unter diesem Aspekt sei auch die Entwicklungshilfe für die „armen Länder“ eine „Vermögensschaffung für alle“.

Die Welt könne nicht auf Dauer fruchtbar sein, wenn sie nicht gerecht ist.

Es gehe darum auf „gesunde Weise lokal zu denken, sich dabei im Herzen eine Offenheit für das Universale“ zu bewahren.

Die Pandemie zeige auch, dass nicht alles durch den freien Markt gelöst werden könne.

Stattdessen fordert er eine „gesunde Politik“, „die nicht dem Diktat der Finanzwelt unterworfen ist, die Menschenwürde in den Mittelpunkt stellt“.

Gegen den transnationalen Charakter von Wirtschaft und Finanzen müssen auch internationale politische Institutionen entwickelt werden, die so mit Macht ausgestattet sind, dass sie dem Primat der Politik dienen.

Kirche darf beim Aufbau einer besseren Welt nicht abseits stehen

„Die Politik darf sich nicht der Wirtschaft unterwerfen, und diese darf sich nicht dem Diktat und dem effizienzorientierten Paradigma der Technokratie unterwerfen“.

Er erinnert: Die Erde sei eine Leihgabe, die jede Generation empfängt und den nachfolgenden Generationen weitergeben müsse.

Durch Finanzspekulationen erzeugte Hungersnöte nennt er „ein Verbrechen; Ernährung ein unveräußerliches Recht“.

Das Leben sei eine Kunst der Begegnung mit der Fähigkeit das Recht einzugestehen, anders zu sein.

Aus dem Miteinander bestehender Kulturen, erwachse ein „Sozialpakt“, aus dem heraus die Weltgesellschaft zum friedlichen Miteinander geführt werden kann.

Dies bedeute auch die Fähigkeit auf Verzicht für andere und die Erkenntnis, dass die letzte Wahrheit nicht von dieser Welt ist.

„Wahrheit ist die untrennbare Gefährtin von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit“.

Nur in diesem Gleichklang könne sich globale soziale Freundschaft entwickeln.

Dabei schätze die Kirche auch das „Handeln Gottes in anderen Religionen“. Sie respektiere die „Autonomie der Politik, beschränke aber ihre eigene Mission nicht auf den privaten Bereich“.

Die Kirche dürfe beim Aufbau einer besseren Welt nicht abseits stehen…. .“

Der Netphener Tisch

Der Netphener Tisch, ein Projekt der Möglichkeitsdenker

ZDF-Menschen am 22.05.10. Vom Hilfeempfänger zum ehrenamtlichen Helfer. Wie Menschen mit Lernschwierigkeiten für bedürftige Bürger einer Region ehrenamtlich tätig werden. Ein Beispiel für bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit Lernschwierigkeiten in der Stadt Netphen bei Siegen.

Der Netphener Tisch

WDR Lokalzeit Südwestfalen 31.05.07. Dank Alexandra Schneider werden hunderte Menschen in Netphen satt! Vom Hilfeempfänger zu ehrenamtlichen Helfer. Bürgermut ist gefragt.

Der Netphener Mittagstisch

Die Möglichkeitsdenker entwickelten sich aus verschiedenen Projekten zum freiwilligen bürgerschaftlichen von Menschen mit Lernschwierigkeiten in ihrer Region, begonnen im Jahre 2005.

Dort vollzog sich auch innerhalb des praktischen sozialpädagogischen Handlungsfeldes eine eindeutige Hinwendung zur Gemeinwesenarbeit.

Gleich zu Anfang entwickelte sich ein alle zukünftigen Bemühungen zusammenfassendes Narrativ.

Es war ein Gedicht von Rainer Maria Rilke einer der bekanntesten Lyriker der Romantik nämlich: „Werkleute sind wir…“
Es handelt sich dabei, das sei an dieser Stelle erwähnt auch um eines meiner Lieblingsgedichte.

Dass ein solches Gedicht, aus der bildungsbürgerlichen Hochkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts, zum vielfältig zitierten Narrativ wurde und all unsere Bemühungen und Entwicklungsschritte begleitete, freut mich ganz besonders.

Wiederlegt es doch glänzend die oft geäußerte und ausgrenzende Auffassung, das solche lyrisch anspruchsvolle Texte diesem Personenkreis per se nicht zugänglich seien.

Auch aus diesem Grunde sei es auch an dieser Stelle wieder einmal zitiert:

„Werkleute sind wir………..*

Werkleute sind wir: Knappen, Jünger, Meister, und bauen dich, du hohes Mittelschiff.
Und manchmal kommt ein ernster Hergereister, geht wie ein Glanz durch unsre hundert Geister und zeigt uns zitternd einen neuen Griff.

Wir steigen in die wiegenden Gerüste, in unsern Händen hängt der Hammer schwer, bis eine Stunde uns die Stirnen küsste, die strahlend und als ob sie Alles wüsste von dir kommt, wie der Wind vom Meer.

Dann ist ein Hallen von dem vielen Hämmern und durch die Berge geht es Stoß um Stoß.
Erst wenn es dunkelt lassen wir dich los:
Und deine kommenden Konturen dämmern.

….. .“

*Rainer Maria Rilke, 26.9.1899, Berlin-Schmargendorf

Folgen der Ökonomisierung für die Denkweise der praktizierenden Sozialarbeitenden:

„Nicht nur die Praxis und das Handeln der Sozialarbeitenden ist von der Ökonomisierung geprägt. In den Köpfen unserer PraktikerInnen haben sich das Gedankengut und die Denkweise der Betriebswirtschaft bereits festgesetzt.

Die betriebswirtschaftliche Sprache und Logik beherrscht auch die Köpfe. Qualifizierte Soziale Arbeit wird von den Fachkräften selber als Luxus abgetan.

Die Ökonomisierung und ihre Folgen werden als selbstverständlich, als unvermeidbar, normal und natürlich erlebt und akzeptiert. Man findet nichts dabei, die fachliche Verantwortung in die Hände der Politik und Verwaltung ab zugeben.

Und auch eine Abwertung der eigenen KlientInnen hat bereits Einzug in das Denken und Fühlen so mancher PraktikerInnen gefunden.

Zusammengefasst lässt sich feststellen:
Die Veränderungen durch die Ökonomisierung wirken sich auf den Prozess der Erbringung sozialer Dienstleistungen, und auf die Definition der Aufgaben und der Zielgruppen Sozialer Arbeit, aus.

Und nicht zuletzt verändern sie die Binnenstruktur, also z.B. die Organisation, die Sprache, die Bedeutung bestimmter Bezugswissenschaften, die intentionale Ausrichtung und die Methoden der Sozialen Arbeit.

Soziale Arbeit als in diesem Sinne ökonomisierte Soziale Arbeit ist damit nicht mehr in der Lage, ihre Ziele, Wege und Zielgruppen selber zu bestimmen.

Die Veränderungen und Herausforderungen der neoliberalen Politik und der Ökonomisierung führen zu einer Abwendung der Sozialen Arbeit von ihren fachlichen und ethischen Grundsätzen.“

Vor dem Hintergrund meiner eigenen beruflichen Erfahrungen aus den letzten 35 Jahren, kann ich dem nur zustimmen

Was hat Inklusion mit Rilke zu tun?

Rilke und das Thema Inklusion? Wie weit ist das denn hergeholt? Idealistische Spinnerei? Bildungsbürgerliche Gedankenverrenkung von spinnerten Erziehungswissenschaftlern, Sonderpädagogen und Sozialarbeitern? Braucht die „Behindertenhilfe ein neues Narrativ?

Neugierig geworden? Lesen Sie bitte meinen nachfolgenden Blogbeitrag:

1. Die Teilhabe an allen Bereichen unserer Gesellschaft ein wesentlicher Ausdruck von Inklusion.

2. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden. So steht es in Artikel 3 des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Gleichbehandlung und die Förderung von Chancengleichheit als eine Voraussetzung für Selbstbestimmung und Teilhabe behinderter und von Behinderung bedrohter Menschen stehen deshalb im Zentrum der Behindertenpolitik der Bundesregierung.

3. Die Vorschrift bindet als individuelles Grundrecht Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung unmittelbar, nicht nur auf Bundesebene, sondern auch in Ländern und Gemeinden sowie sonstigen Institutionen und Organisationen der „öffentlichen Gewalt“. Auf Rechtsbeziehungen zwischen Privaten wirkt das Benachteiligungsverbot mittelbar, indem es bei der Auslegung und Anwendung bürgerlichen Rechts berücksichtigt werden muss.

4. Mit dem Neunten Buch Sozialgesetzbuch (SGBIX, 2001) und dem Behindertengleichstellungsgesetz (BGG, 2002) wurden grundlegende gesetzliche Voraussetzungen zur Umsetzung des Benachteiligungsverbots des Grundgesetzes und für eine verbesserte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen geschaffen. Im SGB IX wurde das zersplitterte Recht zur Rehabilitation und Teilhabe behinderter Menschen sowie das Schwerbehindertenrecht zusammengefasst und weiterentwickelt. Dabei trägt das SGB IX dem Grundsatz des selbstbestimmten Lebens und der Eigenverantwortlichkeit behinderter Menschen Rechnung und löste das bisher an Fürsorge und Versorgung behinderter Menschen orientierte Prinzip ab. Mit dem Behindertengleichstellungsgesetz wird das Gleichbehandlungsgebot des Grundgesetzes umgesetzt: Das BGG regelt Barrierefreiheit in einem umfassenden Sinn und erkennt die Deutsche Gebärdensprache, die lautsprachbegleitenden Gebärden an sowie das Recht, diese und andere geeignete Kommunikationsformen zu verwenden.

5. Der Paradigmenwechsel, der in der Behindertenpolitik in Deutschland insbesondere mit dem SGB IX und dem BGG eingeleitet wurde, wurde mit dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz (AGG) fortgesetzt. Das SGB IX bietet bereits einen weitgehenden Schutz für schwerbehinderte Menschen im Arbeitsleben, das AGG weitet diesen Schutz jetzt auf alle Menschen mit Behinderung aus. Er erstreckt sich auf alle Bereiche des Arbeitslebens. Dieser Schutz reicht von der Bewerberauswahl über den Zugang zu beruflichen Bildungschancen bis hin zu Beförderungen. Im Alltagsleben wirkt das Gesetz Diskriminierungen bei so genannten Massengeschäften – z.B. bei Kaufverträgen, Hotelbuchungen und Ähnlichem – entgegen und verbietet Benachteiligungen auch bei privaten Versicherungen.

6. Die nationale Politik der Bundesregierung findet mit dem VN-Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderung seine Entsprechung auf internationaler Ebene. Deutschland hat das VN-Übereinkommen und das Zusatzprotokoll als einer der ersten Staaten am 30. März 2007 unterzeichnet und, nachdem die gesetzlichen Voraussetzungen mit dem Ratifizierungsgesetz am 1. Januar 2009 geschaffen wurden, am 24. Februar 2009 mit Hinterlegung der Ratifikationsurkunde in New York ratifiziert. Seit dem 26. März 2009 sind VN-Übereinkommen und Zusatzprotokoll für Deutschland verbindlich. Das Übereinkommen als erstes universelles Rechtsinstrument, ist auf die Lebenssituation von weltweit über 600 Millionen behinderten Bürgerinnen und Bürgern zugeschnitten, es definiert soziale Standards, an denen die Vertragsstaaten ihr politisches Handeln zukünftig messen lassen müssen. Ein gesellschaftlicher Wandel ist damit vorgezeichnet. Dieser Wandel ist von klaren Zielen bestimmt: Dabei geht es um Teilhabe, Selbstbestimmung und uneingeschränkte Gleichstellung. Es geht um das Ziel, alle Bürgerinnen und Bürger zu befähigen, ihr Leben selbstbestimmt nach den eigenen Vorstellungen und Wünschen führen zu können. Und es geht um Politik, die die berechtigten Ansprüche und die Rechte der behinderten Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt stellt.

6. Das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen konkretisiert die allgemeinen Menschenrechte aus der Perspektive der Menschen mit Behinderungen und vor dem Hintergrund ihrer spezifischen Lebenslagen, die im Menschenrechtsschutz systematische Beachtung finden müssen. Damit stellt das Übereinkommen einen wichtigen Schritt zur Stärkung der Rechte behinderter Menschen weltweit dar. Es würdigt Behinderung als Teil der Vielfalt menschlichen Lebens und überwindet damit das noch in vielen Ländern nicht mehr zeitgemäße Prinzip der Fürsorge. Das Übereinkommen und sein Fakultativprotokoll sind für Deutschland seit 26. März 2009 verbindlich.

7. Zur konkreten Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention hat die Bundesregierung einen Nationalen Aktionsplan erarbeitet, der die Ziele und Maßnahmen der Bundesregierung in einer Gesamtstrategie für die nächsten zehn Jahre zusammenfasst. Ziel ist es, Menschen mit Behinderungen eine gleichberechtigte Teilhabe am politischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben zu ermöglichen, Chancengleichheit in der Bildung und in der Arbeitswelt herzustellen und allen Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit auf einen selbstbestimmten Platz in einer barrierefreien Gesellschaft zu geben. Bei der Ausarbeitung des Nationalen Aktionsplans hat die Bundesregierung großen Wert darauf gelegt, die Zivilgesellschaft – insbesondere behinderte Bürgerinnen und Bürger – einzubeziehen und ihre Visionen, Ideen und Vorschläge für Maßnahmen aufzugreifen.

8. Quo vadis Inklusion?

8.1 Braucht die „Behindertenhilfe“ ein neues Narrativ?

„Menschen lieben Geschichten – Wir hören sie an, erzählen sie selbst und erfahren dabei viel über uns, andere und die Welt, in der wir leben.

Methoden, in denen Geschichten im Mittelpunkt stehen, bieten auch für die politische Bildung und das Thema nachhaltige Entwicklung ein großes Potential.
Das Erzählen von Geschichten ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft.

Im Gegensatz zu analytisch-wissenschaftlichem Denken, das auf klar abgegrenzten Fakten beruht und zu eindeutigen Feststellungen führt, geht es beim narrativen Denken um den größeren Zusammenhang – um Kontext, Relevanz und Sinn. Beide Denkweisen bieten einen jeweils spezifischen Zugang zur Welt.

Es ist ein Wesensmerkmal unserer Kultur, dass wir dem analytisch-wissenschaftlichen Denken eine große Bedeutung zumessen.

Denn es hilft uns, die Dinge berechenbar zu machen, sie in den Griff zu bekommen. Das geht im Extrem so weit, dass nur wissenschaftlich-exaktes Wissen als wahr angesehen wird. Damit sind wir weit gekommen. Auf der anderen Seite erleben wir gerade die diffusen und vielschichtigen Angelegenheiten in unserem Leben (wie zum Beispiel die Liebe) als durchaus wahrhaftig – auch wenn sie hochgradig subjektive Erfahrungen darstellen und nicht exakt vermessbar sind. Angesichts der komplexen Struktur unserer Wirklichkeit lässt sich Exaktheit dementsprechend nur durch die Isolation des herausgegriffenen Sachverhalts erreichen. Mit dem fortschreitenden Herauslösen aus dem Kontext verringert sich aber auch der Relevanzgehalt, weil größere Beziehungs- und Bedeutungszusammenhänge verloren gehen. Um Sinn zu schaffen, brauchen wir den ’narrativen Modus‘.“
8.2 Die Lebenshilfe Möglichkeitsdenker: Ein nachahmenswertes Beispiel narrativen nachhaltigen öffentlichen Handelns – Menschen mit Lernschwierigkeiten sind den Weg des öffentlichen Gesprächs, des konstruktiven Diskurses, gegangen.

Die Möglichkeitsdenker, bei der Lebenshilfe Lüdenscheid, sind bereits in konkreter Planung, und suchen den Weg des öffentlichen Diskurses, vor allem bei wichtigen sozialpolitischen und ethischen Themenbereichen.

Eines der drängensten Themen unserer Zeit, den konstruktiven Dialog zwischen Judentum, Christentum, Islam und Humanismus, sind im Jahre 2015 bei insgesamt 5 öffentlichen Veranstaltungen diskutiert worden.

Das Narrativ, die Geschichte dazu, war die Bearbeitung und öffentliche szenische Aufführung der Ringparabel in leichter Sprache aus dem Theaterstück Nathan der Weise von Gotthold Ephraim Lessing

Die Möglichkeitsdenker entwickelten sich aus verschiedenen Projekten zum freiwilligen bürgerschaftlichen von Menschen mit Lernschwierigkeiten in ihrer Region, begonnen im Jahre 2006.

Dort vollzog sich auch innerhalb des praktischen sozialpädagogischen Handlungsfeldes eine eindeutige Hinwendung zur Gemeinwesenarbeit.

Gleich zu Anfang entwickelte sich ein alle zukünftigen Bemühungen zusammenfassendes Narrativ.

Es war ein Gedicht von Rainer Maria Rilke einer der bekanntesten Lyriker der Romantik nämlich: „Werkleute sind wir…“
Es handelt sich dabei, das sei an dieser Stelle erwähnt auch um eines meiner Lieblingsgedichte.

Dass ein solches Gedicht, aus der bildungsbürgerlichen Hochkultur des ausgehenden 19. Jahrhunderts, zum vielfältig zitierten Narrativ wurde und all unsere Bemühungen und Entwicklungsschritte begleitete freut mich ganz besonders.

Wiederlegt es doch glänzend die oft geäußerte und ausgrenzende Auffassung, das solche lyrisch anspruchsvolle Texte diesem Personenkreis per se nicht zugänglich seien.

Auch aus diesem Grunde sei es auch an dieser Stelle wieder einmal zitiert:

„Werkleute sind wir………..*

Werkleute sind wir: Knappen, Jünger, Meister, und bauen dich, du hohes Mittelschiff.
Und manchmal kommt ein ernster Hergereister, geht wie ein Glanz durch unsre hundert Geister und zeigt uns zitternd einen neuen Griff.

Wir steigen in die wiegenden Gerüste, in unsern Händen hängt der Hammer schwer, bis eine Stunde uns die Stirnen küsste, die strahlend und als ob sie Alles wüsste von dir kommt, wie der Wind vom Meer.

Dann ist ein Hallen von dem vielen Hämmern und durch die Berge geht es Stoß um Stoß.
Erst wenn es dunkelt lassen wir dich los:
Und deine kommenden Konturen dämmern.

Gott, du bist groß. „

*Rainer Maria Rilke, 26.9.1899, Berlin-Schmargendorf

Rainer Maria Rilke

Rainer Maria Rilke

Möglichkeitsdenker feierten Fest der Religionen

http://m.lebenshilfe-nrw.de/de/ueber_uns/Moeglichkeitsdenker/Aktuelles/Moeglichkeitsdenker-feiern-gemeinsames-Fest-der-Religionen.php?listLink=1

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Wollen Sie nicht auch ein Möglichkeitsdenker werden?“
fragte
Erika Schmidt Vorsitzende der Lebenshilfe Möglichkeitsdenker den
Landesvorsitzenden der Lebenshilfe Uwe Schummer
beim Fest der Möglichkeitsdenker am 21.11.2015 im Waldhotel Marienheide:
Natürlich, wir sollten alle Möglichkeitsdenker sein. Es gibt zu viele Leute die sagen ‚Das geht nicht!‘“, antwortete Schummer. „Ich bin gerne dabei!“
Dieses ehrenamtliche Engagement der Menschen mit geistiger Behinderung würdigte die stellvertretende Geschäftsführerin der Lebenshilfe NRW, Monika Oncken ausdrücklich. „Ich finde es super, dass Ihr anderen Menschen Mut macht.“

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Die beiden Vertreterinnen der Lebenshilfe Bundesvereinigung, Frau Haslberger und Frau Magiros würdigten das langjährige Engagement der Möglichkeitsdenker, in ihren Grußworten:
„Grüße vom ganzen Bundesvorstand und allen voran von:
Ulla Schmidt, die ein großer Fan der Möglichkeitsdenker ist:
Denn hier, in Ihrer Arbeit, sieht sie auf den Punkt gebracht, wofür die Lebenshilfe insgesamt steht:
Für Teilhabe und Solidarität –
und nicht zuletzt für die Leidenschaft, mit der man für diese Ziele der Lebenshilfe arbeiten und streiten kann“,
sagte Haslberger.

A. H.

Lebenshilfe Möglichkeitsdenker

Möglichkeitsdenker feiern gemeinsames Fest der Religionen – Lebenshilfe NRW http://m.lebenshilfe-nrw.de/de/aktuelles/meldungen/2015-11-23-Moeglichkeitsdenker-feiern-gemeinsames-Fest-der-Religionen.php?listLink=1

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A. H.

Die Ringparabel

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Die Ringparabel

Jude, Christ und Muslim vereinigt
Aufführung der Ringparabel  in leichter Sprache.
Titel:
Das Geheimnis der 3 Ringe.
Eine szenische Aufführung unter der Leitung von Nelo Thies.

Am 21.11.2015 im Festsaal Waldhotel Marienheide.

Anlass:
Interreligiöse Jahres Feier der Möglichkeitsdenker der Lebenshilfe NRW.

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Die Ringparabel.
Konzept, Text, Regie von Nelo Thies.
Alles Rechte bei Nelo Thies.
image Nelo Thies

Der Original Text der Aufführung. Wunderbar vorgelesen von Nelo Thies.

Zum hier.

Alle Rechte bei Nelo Thies

A. H.

In leichter Sprache: Kein Hass und kein Ausschließen von Menschen, die anders sind

Wir sind eine große Gruppe von Menschen in ganz Deutschland.
Es geht uns darum, dass Menschen gut leben können.
Das ist uns allen in der Gruppe wichtig.
Wir kämpfen alle für die gleiche Sache.
Wir sind sehr viele Menschen.
Zusammen wissen wir mehr.
Zusammen sind wir stärker.
Der Name unserer Gruppe ist :
Der PARITÄTISCHE
Das ist ein schweres Wort.
Man spricht es so: pa-ri-tä-tisch.
Es bedeutet, dass alle Menschen gleich viel wert sind.
Es bedeutet, dass wir gegen Ungerechtigkeit kämpfen.
Jeder, der bei uns mitmacht, findet Ungerechtigkeit nicht gut.
Jeder, der bei uns mitmacht, behandelt die Menschen gleich.
Wir sind freundlich zu den Menschen.
Wir finden es gut, wenn Menschen unterschiedlich sind.
Wir finden es gut, wenn in unserem land viele unterschiedliche Menschen leben.

Jeder Mensch ist anders.
Und jeder Mensch ist gleich viel wert:
Egal, ob Mann oder Frau
Egal, ob arm oder reich
Egal, ob der Mensch krank oder gesund ist.
Egal, ob er eine Behinderung hat oder nicht.
Egal, welche Farbe seine Haut hat.
Egal, aus welchem Land der Mensch kommt.
Egal, ob der Mensch an einen anderen Gott glaubt.
Egal, wenn der Mensch eine andere Sprache spricht
Egal, wenn der Mensch anders denkt als ich.
Egal, ob dieser Mensch mit einem Mann oder einer Frau Sex hat.

Manche Menschen hassen Menschen, die anders sind.
Manche Menschen sagen, dass andere Menschen weniger wert sind.
Das finden wir nicht gut.
Es macht uns Sorgen.
Es ist nicht gut andere Menschen schlecht zu machen.
Aber es gibt Menschen, die das tun.
Die haben einen Plan gemacht.
Der Plan ist:
Sie wollen überall in Gruppen zu gehen.
Und dort anderen Menschen sagen, dass sie auch hassen sollen.
Dagegen wollen wir kämpfen.
Wir wollen mutig sein.
Und ganz klar sagen, dass wir es nicht gut finden.
Wer andere Menschen schlecht macht, passt nicht in unsere Gruppe.

Wir finden Respekt gut.
Respekt bedeutet:
Wir achten die Menschen.
Wir sind freundlich zu ihnen.
Wir wollen, dass jeder für den anderen da ist.
Wir schließen keine Menschen aus, die anders sind als wir.
Wir tun keinem Menschen weh.

Jeder Mensch soll freundlich zu anderen sein.
Alle Menschen sind gleich viel wert.
Keiner darf andere Menschen schlecht machen.
Keiner darf andere Menschen schlecht behandeln.
Jeder Mensch soll sicher leben können.
Jeder darf seine Meinung haben.
Aber es gibt eine Grenze dabei:
Wenn einer Menschen hasst oder schlecht behandelt.
Das dulden wir nicht.
Schon gar nicht in unserer Gruppe.
Wir sagen weiter, was wir beschlossen haben.
Viele Menschen sollen das lesen.
Wir machen einen Plan.
Darin soll stehen, was wir genau unternehmen.
Den werden wir noch aufschreiben.
Quelle:
Charta gegen Rechtsextremismus und Rassismus

Die Lebenshilfe Möglichkeitsdenker: Eine Arbeitsgruppe der Lebenshilfe NRW.

Bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung gelten vielfach immer noch als Betätigungsfeld der gebildeten Mittelschicht.

Vom bürgerschaftlichen Engagement durch ausgegrenzte, diskriminierte und beeinträchtigte Menschen als bürgerschaftlich Engagierte oder politisch Aktive ist fast nichts zu hören.
Zudem bestehen strukturelle, materielle und kulturelle Barrieren für Engagement und Beteiligung bei:

  • Menschen mit seelischen Erkrankungen,
  • Menschen mit Lernschwierigkeiten und
  • sozial isoliert lebenden Menschen.

Dem gilt es entgegen zu wirken:
Am 16.11.2011 wagte die Lebenshilfe NRW einen großen Schritt in Richtung Inklusion. Gemeinsam mit vielen Interessierten mit und ohne Behinderung wurde die Arbeitsgemeinschaft Lebenshilfe Möglichkeitsdenker gegründet.
Hintergrund der Lebenshilfe Möglichkeitsdenker ist es, die ehrenamtliche Arbeit beim:

  • Lebenshilfe Netphener Tisch,
  • beim Lebenshilfe Netphener Mittagstisch
  • und bei der Lebenshilfe Rasselbande

intensiver zu unterstützen und noch mehr Eigenverantwortung für diese ehrenamtliche Arbeit zu übernehmen.

Die Lebenshilfe Möglichkeitsdenker Siegen Olpe sind ein Projekt zum bürgerschaftlichen Engagement von Menschen mit Lernschwierigkeiten und werden durch die Lebenshilfe Kreisvereinigung Siegen Wittgenstein und dem ZPE der Universität Siegen beraten und unterstützt.

Das breite Spektrum der Aktivitäten der Lebenshilfe Möglichkeitsdenker Siegen Olpe und die Wirkungen dieser Aktivitäten auf die Öffentlichkeit sehen Sie hier:
Aktuelles von den Möglichkeitsdenkern

Die Lebenshilfe Möglichkeitsdenker: Eine Arbeitsgruppe der Lebenshilfe NRW

2. Warum ist freiwilliges bürgerschaftliches Engagement von Menschen mit Behinderung so wichtig?

Jeder Mensch ist einmalig. Und jeder Mensch kann etwas beitragen zu einer Gemeinschaft, die Vielfalt wertschätzt und Teilhabe für alle aktiv ermöglicht.

Inklusion verfolgt das Ziel, das Menschenrecht einzelner Personen auf Teilhabe am Leben in allen gesellschaftlichen Bereichen zu etablieren. Inklusion versteht die Verschiedenheit (Heterogenität) von Menschen als bereichernde Vielfalt und versucht, sie aktiv zu nutzen.

Dazu gehören verschiedene Arten von Heterogenität: persönlich, regional, sozial, kulturell und anders bedingte Eigenschaften und Fähigkeiten, Geschlechterrollen, ethnische Herkünfte, Nationalitäten, Erstsprachen, Rassen, soziale Milieus, Religionen, weltanschauliche Orientierungen, körperliche Bedingungen etc. Inklusion begreift Verschiedenheit und Vielfalt ganzheitlich und wendet sich gegen Zwei-Gruppen-Kategorisierungen wie „Deutsche und Ausländer“, „Behinderte und Nichtbehinderte“, „Heterosexuelle und Homosexuelle“, „Reiche und Arme“ etc.
Diese Kategorien reduzieren die Komplexität menschlicher Vielfalt und werden einzelnen Personen nicht gerecht.
Inklusion erkennt jede Person in ihrer Einmaligkeit an und begreift die Gruppe als unteilbares Spektrum von Individuen.

Dabei geht es auch um die Vielfalt (in) einer Person, die, in unterschiedlichen Zusammenhängen, bereits unterschiedliche Kompetenzen, Bedarfe und Stärken zeigen kann. Inklusion wendet sich gegen jede gesellschaftliche Tendenz, Menschen an den Rand zu drängen.
Inklusion stellt vielmehr Brücken und „Sprungbretter“ für Teilhabe bereit, um die Vision einer inklusiven Gesellschaft zu realisieren. Inklusion vermittelt das Bewusstsein und die Kompetenz, die vielfältigen Quellen, Formen und Strukturen von Diskriminierung erkennen zu lernen und nachhaltig zu beseitigen.

Inklusion begegnet jedem Einzelnen, innerhalb und außerhalb einer Organisation/Einrichtung, mit Fairness und Solidarität, Offenheit und Respekt. Ziel ist es, in und zwischen allen Menschen und Systemen Fähigkeiten zu erkennen, freizusetzen und auszubauen.

Zusammengefasst widmen wir uns diesem sozialen Problem:

  • Inklusion ist kein Ergebnis, sondern ein Prozess. Inklusion ist eine Leitidee, an der wir uns konsequent orientieren und an die wir uns kontinuierlich annähern, selbst wenn wir sie nie vollständig erfüllen können.
  • Die Lebenshilfe Möglichkeitsdenker sind angetreten an dieser Aufgabenstellung konsequent und praxisorientiert gemeinsam mit Menschen mit Lernschwierigkeiten zu arbeiten und zwar von Anfang an.
  • Inklusive Bestrebungen gründen in der demokratisch verfassten Bürgergesellschaft auf die grundgesetzlich verbrieften Grundrechte von: Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit und Solidarität für alle Menschen.

Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem ehrenamtlichen bürgerschaftlichen Engagement zu:
Zu unserer Gesellschaft gehört auch das „Recht auf freiwilligen ehrenamtlichen Einsatz“.

  • Freiwilliger ehrenamtlicher Einsatz ist ein Baustein unserer Gesellschaft.

Es erfüllt die besten Ziele unserer Bürgergesellschaft.
Das Streben nach Frieden, Freiheit, Lebenschancen, Sicherheit und Gerechtigkeit für alle Menschen. Freiwilliger ehrenamtlicher Einsatz ist für uns:

  • Ein Weg die menschlichen Werte der Gemeinschaft, der Fürsorge und der Hilfsbereitschaft zu bewahren und zu fördern.
  • Ein Weg, wie die Menschen ihre Rechte und Pflichten wahrnehmen und dabei ein Leben lang hinzulernen.
  • Ein Weg die Unterschiede der Menschen zu überbrücken, so dass wir in gleichberechtigten Gemeinschaften zusammenleben können
  • Ein Weg miteinander neue Antworten auf Herausforderungen zu finden die uns alle betreffen Alle Bürger sollten das Recht haben.

Ihre Zeit, Ihr Talent und Ihre Energie anderen Menschen frei anzubieten, ohne eine finanzielle Entschädigung dafür zu erwarten.
Das freiwillige bürgerschaftliche Engagement von Menschen mit Lernschwierigkeiten für die Bürger ihrer Region ist die zentrale Projektidee der Lebenshilfe Möglichkeitsdenker.

Zusammengefasst unter dem Motto:
„Vom Hilfeempfänger zu. ehrenamtlichen Helfer.“

Wir richten uns dabei nach den Grundprinzipien moderner quartierbezogener Gemeinwesenarbeit.
Methoden der Wahl sind dabei die zentralen Elemente der Erwachsenenbildung:

„Voneinander lernen auf Augenhöhe“