Dieser Blogbeitrag ist etwas länger als gewohnt. Bitte lesen Sie ihn zu Ende und bilden Sie sich dann eine eigene Meinung
Zum Diskurs immer gerne bereit.
Danke
Gekürzter und ergänzter Text aus: DER SPIEGEL 18.04.20
Gibt mir zu denken. Bestätigt leider meine Befürchtungen. Ich zitiere hier ohne Hähme, eher nachdenklich und auch sorgenvoll:
„Weiße Evangelikale gelten als treueste Unterstützer von US-Präsident Donald Trump – trotz seiner Affäre mit einem Pornostar. Trump hört auf sie, und viele ihrer Prediger verharmlosten das Virus zu lange… .
Pastorin White, Präsident Trump am 3. Januar in Miami: Das Christentum aufleben lassen, bevor die Erde untergeht
Als die Coronakrise im Land schon in vollem Gange ist und die Betten in den New Yorker Krankenhäusern sich mit Menschen füllen, bittet Trumps persönliche Pastorin die Massen in ihre Riesenkirche in Florida, um gegen das Virus zu beten… .
IHR GOTT IM WEISSEN HAUS
Es ist der 15. März 2020, der »Nationale Gebetstag« für alle von der Pandemie betroffenen Menschen im Land. Trump hat diesen Tag ausgerufen.
Er will, dass die Gläubigen für die Kranken beten, aber auch für die Corona-Strategie der Regierung.
Paula White, 53 Jahre alt, eine Frau mit platinblondem Pagenkopf, schmalem Gesicht und vollen Lippen ist eine evangelikale Christin und prominente Predigerin. Seit Ende 2019 gehört sie Trumps Regierung als Beraterin an. Sie ist Teil der »Glaubensinitiative« des Präsidenten, sie soll Wähler für ihn rekrutieren. Wie schon 2016 ist Trump auch diesmal darauf angewiesen, dass die rechten Christen zur Wahl gehen und für ihn stimmen.
Jetzt steht White im schwarzen Businesskostüm und auf High Heels am Pult ihrer Kirche »City of Destiny«. Ein kabelloses Mikrofon ragt neben ihrem Ohr hervor. In einem Video ihres Auftritts sieht man sie auf der Bühne die Hände emporheben, von kühlem Neonlicht bestrahlt.
White ruft: »Wenn ein ziviler Führer von großer Autorität die Kirche anruft und sie bittet, zu beten und zu fasten, dann können wir nicht auf unseren Stühlen sitzen bleiben und tun, als wäre es ein gewöhnlicher Sonntag.« Sie meint Trump.
Das Virus sei »eine Plage«, ruft sie von der Bühne – vergleichbar mit den Plagen aus der Bibel. Christen sollten für ein Ende der Pandemie beten. Wer Geld an ihre Kirche spende, sagt sie wenig später in einem anderen Videoauftritt, werde Wohlstand und Gesundheit auf Erden erlangen.
Donald Trump stützt sich auf die Wählergruppe der Evangelikalen wie auf kaum eine andere. Ein Viertel der Amerikaner zählt sich zu einer der evangelikalen Kirchen, rund 50 Millionen von ihnen sind weiß. Was die Glaubensgemeinschaft – eine theologische Richtung innerhalb des Protestantismus – zusammenhält, ist ihre wörtliche Auslegung der Bibel, der Glaube an die nahende Endzeit und an die persönliche Beziehung zwischen den Gläubigen und Jesus Christus; viele nennen sich deshalb »wiedergeborene Christen«.
Sehr viele Evangelikale vertrauen zudem auf Donald Trump. Im Jahr 2016 haben 81 Prozent der weißen Evangelikalen für Trump gestimmt. Und 77 Prozent von ihnen sind mit der Antwort des Präsidenten auf die Coronakrise zufrieden.
Wie Trump spielten auch viele evangelikale Prediger das Virus anfangs herunter. Ein Prediger erzählte, wie Gott ihn nachts aufgeweckt und ihm gesagt habe: »Dieses Virus ist nichts.« Ein anderer bezeichnete es gar als Sünde, sich vor Corona zu fürchten.
Als der Präsident im März noch seine Vision von »vollgepackten Kirchen im ganzen Land« bis »Ostern« äußerte, für die er von vielen massiv kritisiert wurde, wollte er wohl insbesondere auch seiner religiösen Basis gefallen.
Seit Ende der Sechzigerjahre haben Evangelikale mehrheitlich republikanisch gewählt, insbesondere der frühere Präsident Ronald Reagan suchte wie kein Politiker vor ihm die Nähe zur Bewegung.
Doch im Fall von Donald Trump warf die christliche Unterstützung schon immer Fragen auf. Die Allianz zwischen rechten Christen und kapitalistischem Lebemann wirkt nicht gerade natürlich. Schließlich handelt Trump regelmäßig entgegen christlicher Werte, sein Lebenswandel ist moralisch alles andere als einwandfrei. Doch nicht einmal die Affäre um den Pornostar Stormy Daniels hat die Allianz zwischen dem Präsidenten und der religiösen Rechten zerstört. Das liegt mit daran, dass noch kein US-Präsident so viele politische Fakten schaffte, die im Interesse der religiösen Wähler liegen.
Seit Beginn seiner Amtszeit hat Trump zwei streng konservative Richter am Obersten Verfassungsgericht eingesetzt, weitere könnten folgen – und eines Tages das Recht auf Abtreibung kippen. Dutzende Posten an Gerichten vergab er an jüngere konservative Hardliner.
Trump spricht sich nicht nur gegen Abtreibungen aus, er sprach auch als erster US-Präsident im Februar beim sogenannten March for Life, der Parade der Abtreibungsgegner. Kurz darauf präsentierte er einen Nahostplan, der Jerusalem zur israelischen Hauptstadt macht – was auch stets ein Ziel der evangelikalen Bewegung war.
Trumps Regierung ist eine der religiösesten der jüngeren US-Geschichte. Etliche Minister, wie Außenminister Mike Pompeo, Bildungsministerin Betsy DeVos und Vizepräsident Mike Pence, sind evangelikale Christen. Kabinettsmitglieder finden sich zum wöchentlichen Bibelkreis im Weißen Haus zusammen – das gab es zuletzt in der Art vor hundert Jahren.
Die US-Autorin und Religionsexpertin Katherine Stewart, die die Bewegung seit Langem beobachtet, schreibt in der »New York Times«: Die Evangelikalen seien mit für Trumps inkompetentes Regierungspersonal verantwortlich, das sich für die Interessen der religiösen Rechten starkmache, aber keine Pandemie managen könne. »Donald Trump ist mit der entschiedenen Hilfe einer Bewegung an die Macht gekommen, die Wissenschaft ablehnt, Regierung verachtet und Loyalität über professionelle Expertise stellt.«
Diese Leute wollten Amerika in eine »imaginierte Vergangenheit« zurückführen, in der das Land konservativ christlich gewesen sei. Stewart hält diese Entwicklung für demokratiegefährdend. »Wir sehen eine autoritäre Identitätskampagne, die keinerlei Respekt vor der Trennung von Staat und Kirche hat.« Pluralistische Werte, die Amerika getragen hätten, lehnte die Bewegung ab. In der Coronakrise wird das extrem gefährlich.
Wer die Bewegung verstehen will, muss zurück in den Februar zoomen, in eine evangelikale Megakirche in Miami. Dort, auf einem spirituellen Kongress, erzählt Paula White die Geschichte eines verlorenen Mädchens aus einem Trailerpark, das Trump mit Gott zusammenbrachte und später seine religiöse Beraterin wurde. Es ist ihre eigene Geschichte.
White steht auf einer Bühne im Innern der Megakirche, das Scheinwerferlicht lässt ihren blonden Pagenkopf im Halbdunkel leuchten. Tausende Gläubige jubeln ihr zu.
»Mein Vater hat sich umgebracht, als ich fünf Jahre alt war«, erzählt sie. White wurde als Kind sexuell missbraucht, vernachlässigt von der alkoholkranken Mutter. Die Schulkameraden nannten sie »trailer trash«, »Müll aus dem Trailerpark«.
White lernte Gott kennen, wie sie sagt, und begann die Bibel zu lesen. Pastoren wurden auf sie aufmerksam. Bald trat sie im Regionalfernsehen auf. Nach einem dieser Auftritte 2002 habe sich »ein Mister Trump« gemeldet. Trump besitzt ein Anwesen in Palm Beach in Südflorida.
»Du bist fantastisch!«, habe er in den Hörer gebrüllt. »Du hast den It-Faktor!«
White lächelt. »Das heißt Salbung, Sir«, habe sie ihm gesagt. Nachdem sie aufgelegt hatte, habe Gott zu ihr gesprochen und ihr den Auftrag erteilt, Trump zu helfen. »Ich führte den Auftrag aus, ohne zu wissen, dass jener Mann, dem ich helfen sollte, Gott kennenzulernen, Präsident der Vereinigten Staaten werden würde!«, ruft sie. Die Menge johlt.
Die Geschichte ist perfekt: Paula White, das Bindeglied zwischen Gott und dem US-Präsidenten. In den Jahren danach wird White Trumps persönliche Pastorin.
Trump bezeichnet sich selbst als presbyterianisch, gibt seinen Lieblingsvers in der Bibel mit »Auge um Auge, Zahn um Zahn« an und verwechselte einmal ein Tablett, auf dem die Kommunion gereicht wird, mit einem Teller für die Kollekte.
Gläubige Beightol (M.) mit Eltern »Eine Prüfung für uns Christen«
White gehört der »Prosperity Gospel« an, einer Randerscheinung des Evangelikalismus, die gegen Spende Wohlstand auf Erden verspricht. Ein ziemlich kapitalistisches Religionsverständnis also, das auch unter Evangelikalen umstritten ist, aber zum Immobilienunternehmer Trump hervorragend zu passen scheint.
Sie kaufte nach dem Anruf ein Apartment in seinem Haus in der New Yorker Park Avenue und besuchte seine Show »The Apprentice«. Er nahm an ihren Bibelkreisen teil, die sie gelegentlich in New York leitete. 2016, und auch jetzt wieder, hilft sie ihm im Wahlkampf.
»The Supernatural Ministry School« heißt der dreitägige Kongress, auf dem White Anfang Februar auftritt. Die Megakirche »King Jesus International Ministry« im Süden Miamis ist von Palmen umgeben. In ihrem Innern finden 7000 Menschen Platz.
Hier lässt sich während einer sechsstündigen Endzeitpredigt erleben, wie scheinbar der Heilige Geist in Gläubige fährt und sie zu einem Knall aus einer Soundmaschine zu Boden gehen. Prediger berichten von Karieszähnen, die sich in Gold verwandeln. Paula White sammelt am Ende ihres Auftritts Schecks ein, dafür verspricht sie Seelenheil.
Aber kurz vor Beginn des Wahljahrs 2020 erlebt die Allianz zwischen Trump und den Evangelikalen eine Erschütterung. Das konservative Magazin »Christianity Today« veröffentlichte Ende Dezember ein Editorial, in dem der Chefredakteur Trumps Absetzung forderte. Schockwellen gingen landesweit durch die Kirchen.
Schon länger wenden sich junge und gebildete Evangelikale von Trump ab. Nach Paula Whites Schulterschluss mit dem Präsidenten sollen schwarze Gläubige in Scharen aus ihrer Gemeinde geflohen sein. Muss Trump um seine Wähler fürchten?
Am 3. Januar 2020, kurz nach Erscheinen des kritischen Artikels, stand er selbst in der Megakirche in Miami. 5000 Christen waren da. Wohl wissend, dass es zuerst die Latinos und Schwarzen sein könnten, die sich abwenden, verkündete Trump den Start seiner Kampagne »Evangelikale für Trump« im »King Jesus Ministry« in der Stadt Miami, wo vor allem Latinos leben.
Trump rief: »Evangelikale Christen jeder Glaubensrichtung und Gläubige jeder Religion hatten nie einen größeren Unterstützer im Weißen Haus als ihr jetzt!« Er sprach über die angebliche Wiederbelebung des Ausdrucks »Merry Christmas« in Amerika, die er sich selbst zuschreibt.
»Wir werden gewinnen«, sagte Trump.
»Wir haben Gott an unserer Seite.«
Predigerin Paula White stand am 3. Januar in Trumps Nähe und betete. An diesem Tag entstand ein Foto, auf dem sie und andere Evangelikale Trump berühren, als bärge sein Körper etwas Heiliges.
Evangelikale bei Gottesdienst am 5. Februar in Miami: »Karieszähne in Gold verwandeln«
»Die Evangelikalen haben Trump ihre Loyalität geschenkt, ohne anzuerkennen, dass er moralische Probleme hat«, sagt Mark Galli in seinem Haus in Chicago.
Der 67-Jährige war einmal Pastor und arbeitete 30 Jahre lang als Journalist. Beim konservativen, evangelikalen Magazin »Christianity Today« war er Chefredakteur. Er hat den Leitartikel verfasst, der wie eine Bombe einschlug.
»Christianity Today« gilt als Flaggschiff der Evangelikalen. Es wurde 1956 von Billy Graham gegründet, der eng mit Präsident Eisenhower war. Die Leser sind gemäßigt, das Heft bislang wenig kontrovers.
»Trump sollte aus dem Amt entfernt werden«, schrieb Galli am 19. Dezember 2019. Er beschreibt Trump als »moralisch verloren«. Das Impeachment-Verfahren beweise, dass er das Amt des Präsidenten beschädigt habe. Seine Absetzung müsse erfolgen aus einer »Loyalität gegenüber dem Schöpfer der Zehn Gebote«.
Galli sitzt in seinem Wohnzimmersessel, in der Hand eine Tasse Tee. Ein nachdenklicher Mann mit stabilen Werten, der gern Fliegenfischen geht und Bier braut. Eigentlich wollte er jetzt seine Rente genießen, stattdessen war er gerade für ein Fernsehinterview in Kanada, hat mit allen großen US-Medien gesprochen, als Nächstes kommt eine TV-Crew aus Japan vorbei.
Sie alle wollen wissen, wie er es als Evangelikaler wagte, Trump zu kritisieren. Galli erinnert sich an den Morgen, an dem er überlegte, ob man das Amtsenthebungsverfahren überhaupt kommentieren sollte.
Drei Jahre lang hatte Galli damit verbracht, die evangelikalen Unterstützer des Präsidenten zu verstehen. Er sah mit Besorgnis, wie konservative und liberale Christen immer öfter darüber stritten, wer ein richtiger Christ sei. Als Galli seine rechten Bekannten nach ihrer Meinung zum Impeachment fragte, sagte einer nach dem anderen: »Eine Verschwörung der Demokraten.« Galli schrieb seinen Text.
Kurz nach der Veröffentlichung brach die Internetseite von »Christianity Today« zusammen. Ein Proteststurm erreichte die Redaktion. Aber es gab auch etliche Leser, die erleichtert waren.
Knapp zwei Wochen später sah Galli Trumps Auftritt in der Megakirche in Miami. Die Vergötterung durch seine Anhänger sei »götzenhaft« gewesen. In den Gebeten des »Prosperity Gospel« wurden die Feinde Trumps »satanisch« genannt.
»Ich war schon immer sensibel für Sprache«, sagt Galli. Viele Christen hätten den Sound von Trump übernommen. Dabei gehe es in etlichen Bibelversen darum, »mit welcher Zunge Menschen sprechen«.
Jetzt, in der Coronakrise, sagt Galli Anfang April am Telefon, wiederhole sich die Geschichte. »Die evangelikale Rechte verharmlost das Virus. Sie denken, wenn man die Kirchen schließt, zeige das einen mangelnden Glauben an Gott«, so Galli.
Wer sich schütze, werde als schlechter Christ gebrandmarkt. »Wer krank wird, hat eben nicht genug geglaubt.« Das Misstrauen gegenüber der Wissenschaft und gegenüber Autoritäten, die ihre fundamentalen Glaubenssätze infrage stellen, sei ein großes Problem.
In einer der ältesten Megakirchen Amerikas, der First Baptist Church Dallas, mit 13 000 Mitgliedern erscheint bei einer Sonntagsmesse im Februar auf der zentralen Leinwand Trumps Konterfei. Ein Besuch seiner ehemaligen Pressesprecherin, Sarah Huckabee Sanders, wird angekündigt. Pastor Robert Jeffress wird sie interviewen. Er ist einer der prominentesten evangelikalen Trump-Unterstützer.
Der Campus, auf dem die Kirche steht, hat 130 Millionen US-Dollar gekostet. Der Gottesdienst darin gleicht mit seinem Chor und seinen Livetaufen in einem poolartigen Becken einer Mischung aus Musical und Bibelseminar. Vor allem ältere weiße Texanerinnen und Texaner sind gekommen. Hier im sogenannten Bible Belt ist die Unterstützung für den Präsidenten riesig. 2014 bezeichneten sich 31 Prozent aller Texaner als Evangelikale.
»Ich bin ein Freund des Präsidenten.«
Robert Jeffress lächelt. Der 64-Jährige trägt einen schwarzen Nadelstreifenanzug, dazu eine Trump-rote Krawatte. Er wartet nach dem Gottesdienst in einem Hinterzimmer, reicht freundlich die Hand. Jeffress ist der erste Pastor, der Trump 2016 in den Vorwahlen unterstützte. Über seine Auftritte beim konservativen TV-Sender Fox-News, seine TV-Show »Pathway to Victory«, seine Radiosendung und Predigten erreicht er ein Millionenpublikum.
Zwei Monate später, zu Beginn der Coronakrise, sollte er sich weigern, seine Kirche zu schließen.
Warum ist Trump unter Gläubigen so erfolgreich?
»Politische Enttäuschung«, sagt Robert Jeffress. Trump sei der erste Präsident, der wirklich etwas für die Evangelikalen tue.
»Sein Bekenntnis zur Pro-Life-Bewegung, sein Einsatz für Religionsfreiheit« und seine »Unterstützung für Israel« – das elektrisiere die evangelikale Gemeinde.
Vor Trump hatte Jeffress oft Hoffnung in andere Politiker gesetzt. Er stimmte einst für den Demokraten Jimmy Carter, der sich selbst als wiedergeborenen Christen bezeichnete, Jeffress aber enttäuschte. Er folgte dem Republikaner Ronald Reagan, der die Evangelikalen besonders fest umarmte. Doch aus den Versprechen, die sie während der Kampagnen gaben, so sieht es Jeffress, wurde selten Politik.
Trump fand eine evangelikale Gemeinde vor, die zwar noch republikanisch wählen wollte, aber Ernüchterung empfand. Er schwang sich zu ihrem Retter auf. Jeffress bot ihm die volle Unterstützung an. Heute betet er mit Trump, berät ihn in Glaubensfragen. An Ostern hatte Trump angekündigt, sich in seine Messe einzuschalten.
Ehemaliger Pastor Galli Misstrauen gegenüber Autoritäten
Als Trump einst drohte, Nordkorea auszulöschen, schrieb Jeffress in einem Artikel, dass er als Herrscher das Recht dazu habe und zitierte einen Bibelvers.
Trump, sagt Jeffress, biete den Evangelikalen die Gelegenheit, das Christentum noch einmal aufleben zu lassen, bevor die Erde untergehe. Wie die meisten Evangelikalen glaubt Jeffress an die Endzeit. »Unsere Welt wird jeden Tag gottloser. Der Kurs der Erde geht abwärts.« So beschreibe es die Schrift, bevor Jesus auf die Erde zurückkehre.
»Ich weiß nicht, wann er kommt«, sagt Jeffress. »Ob nächstes Jahr oder irgendwann im 21. Jahrhundert.« Wenn es so weit sei, werde er jene mit ins Paradies nehmen, die ihn als Retter anerkannten. Die anderen schmorten in der Hölle. Trumps Regierungszeit ermögliche es den Gläubigen jetzt, »möglichst viele Seelen zu retten«, bevor alles Irdische verlösche.
Anfang März hielt Jeffress eine Predigt mit dem Titel: »Ist das Coronavirus eine Strafe Gottes?« Die Apokalypse und das Virus liegen für ihn eng beieinander. »Alle Naturkatastrophen sind letztlich auf Sünden zurückzuführen«, sagte er.
Dass Trump als Bollwerk gegen den Niedergang des Glaubens wirken soll, erscheint absurd. Doch es hat mit der Liberalisierung der Gesellschaft zu tun. Viele Christen fühlen sich unwohl, wenn während der Superbowl-Übertragung halb nackte Frauen erscheinen, gleichgeschlechtliche Ehen vielerorts zum Alltag gehören. Jetzt kommt die Angst vor dem Coronavirus hinzu.
2020 werde Trump ein noch höheres Ergebnis einfahren, prophezeit Jeffress.
Weniger als 20 Prozent der Evangelikalen entschieden sich 2016 gegen Trump. Studien belegen, dass weiße, evangelikale Jugendliche genauso häufig für ihn stimmten wie ihre Eltern oder Großeltern. Ihre Positionen, was Abtreibung betrifft, unterschieden sich kaum voneinander.
Wie aber geht es Gläubigen, die nach einer Alternative zu Trump suchen?
An der Westküste Floridas, auf Marco Island, stehen von Palmen umgebene Villen, hinter denen Swimmingpools glitzern. Hier wohnt eine junge Evangelikale, die in ihrer konservativen Gemeinde oft erlebt hat, wie gläubige Christen an Trump zweifelten und am Ende doch versuchten, sich ihn schönzureden.
Alexandria Beightol sitzt barfuß auf einem ausladenden Sofa in ihrer Villa, zwei Autostunden von Miami entfernt. Ihre Eltern, mit denen sie hier lebt, sind Abtreibungsgegner. Der Vater Arzt, die Mutter vertreibt Kosmetikprodukte im Netz, wobei Beightol, 24, ihr hilft.
»Alle in unserer Kirche wählen Trump«, erzählt sie. »Wer sich unwohl fühlt, sagt, dass Gott den Präsidenten als Prüfung für uns Christen geschickt habe.« Die Bibel besage, dass es schon immer schreckliche Männer auszuhalten gab, die am Ende für das Wohl der Gläubigen sorgten.
Die einen meinen, Trump sei wie jener wilde Mann Jehu, den Gott einsetzt, um die Stadt Jesreel zu befreien. Die anderen vergleichen ihn mit dem persischen König Kyrus, der das Gesetz missachte, aber die vertriebenen Hebräer wieder nach Jerusalem holte. Beightol hörte von Abraham, der gezwungen worden sei, seinen Sohn zu opfern, um seine Loyalität zu Gott zu beweisen. »Viele glauben, dass sie an Trump festhalten müssen, um zu beweisen, dass sie echte Christen sind.«
Bis vor wenigen Jahren seien ihre eigenen Überzeugungen typisch republikanisch und nationalistisch gewesen. Sie habe sogar etwas gegen Muslime gehabt.
Zweifel kamen erst auf, als Beightol auf das Blog der inzwischen verstorbenen, liberalen Evangelikalen Rachel Held Evans stieß. Sie brachte viele junge Evangelikale dazu, ihre Werte zu überprüfen.
Beightol, deren Mutter aus Trinidad stammt, las den Blog heimlich. »Ich fragte mich, was Pro Life bedeutet, außer vor Abtreibungskliniken zu protestieren«, erzählt sie. Sie machte sich Gedanken über die Gleichwertigkeit aller Menschen, und über Müttersterblichkeit. Ihr Pro-Life-Begriff weitete sich aus. »Trump wählen würde ich nie«, sagt Beightol.
Am Telefon Anfang April sagt sie, die evangelikale Welt sei auch jetzt, in der Coronakrise, gespalten. Viele Evangelikale hielten das Virus für eine Prüfung. »New York werde deshalb so hart getroffen, weil es ein solch liberaler Staat sei und demütiger werden solle«, erinnert sich Beightol an die Worte einer gläubigen Freundin.
Doch viele Evangelikale nähmen die Bedrohung auch ernst und verhielten sich entsprechend. Sie verstünden, dass Covid-19 für eine Art »Enthüllung« sorge, einen göttlichen Weckruf.
»Wir haben jetzt Gelegenheit, uns zu überlegen, wie wir unsere Erde behandeln«, sagt Beightol… .“
Das ist zum Kot…..ein!!!!!
Aber es gibt wohl viele Menschen, die so denken und meinen, sie hätten die Wahrheit mit Löffeln gefr…. und wohin das führt, sieht man ja an Trump und Co!!
Ich halte solche Menschen, was Pilutik betrifft, für gefährlich!!
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