Der Kapitalismus ist tyrannisch und totalitär.

Eine Streitschrift von Hans-Martin Lohmann aus dem Jahre 1998

Auszüge:

„...Im Klartext heißt das, daß im erdölexportierenden Venezuela – wie übrigens zunehmend in den meisten kapitalistischen Ländern – der wachsende volkswirtschaftliche Reichtum sich in wenigen Händen konzentriert, während die Masse der Menschen in Armut und sozialem Elend lebt. 

Und es heißt, daß es der Kapitalismus selber ist, der Kriminalität erzeugt. 

Wer Kinder und Jugendliche nur noch als Konsumenten betrachtet und zum Objekt der Werbewirtschaft macht, sollte sich nicht wundern, daß die Adressaten der frohen Botschaft vom ungehemmten Konsum tatkräftig zur „Selbsthilfe“ greifen…..

Noam Chomskys am prestigeträchtigen Massachusetts Institute of Technology lehrender Sprachwissenschaftler, versucht den Widerspruch zu erklären, daß die Mehrheit der amerikanischen Bevölkerung zwar die Ansicht teilt, man müsse den Armen helfen, zugleich aber der Propaganda der herrschenden Industrie- und Politikeliten auf den Leim geht, die staatlichen Sozialhilfeprogramme müßten drastisch zurückgefahren werden.


Offenbar, so Chomskys Diagnose, gelingt es den tonangebenden Cliquen, die auch über die meisten Print- und AV-Medien verfügen, hervorragend, den Konkurrenzkampf zwischen den gesellschaftlichen Gruppen – etwa zwischen Arbeitsplatzbesitzern und Arbeitslosen oder zwischen der weißen und der farbigen Bevölkerung – zu schüren und die Tatsache zu verschleiern, daß die soziale Bedrohung, unter der sich inzwischen auch die amerikanische Mittelschicht duckt, nicht von Sozialhilfeempfängern, Asylanten und Obdachlosen kommt, sondern von den supranational operierenden Konzernen und dem frei vagabundierenden Spekulationskapital.


Und die Politik, so zitiert Chomsky John Dewey, vollzieht die Strategie des Kapitals bloß nach, sie ist der „Schatten, der von der Geschäftswelt über die Gesellschaft geworfen wird… .“


„Die Konzentration privater Wirtschaftsmacht sei, nicht nur in den USA so tyrannisch und so totalitär“ geworden, daß man nur wünschen könne, daß staatliche Politik aus dem Schatten von Industrie- und Kapitalinteressen heraustritt. Nebenbei macht Chomsky auf den, auch in Deutschland, notorischen Widerspruch aufmerksam, daß diejenigen, die am lautesten nach Privatisierung schreien, dieselben sind, die ungeniert staatliche Subventionen für private Wirtschaftsbereiche einklagen:


Ein großer Teil des amerikanischen Hochtechnologiesektors, praktisch der gesamte Pentagonkomplex, wird massiv durch Steuergelder gefördert, während die Profite natürlich strikt privatisiert werden nach dem Motto „Take from the needy and give to the greedy“.


Schließlich weist Chomsky auf die hierzulande ebenfalls nicht unbekannte Tatsache hin, daß der vulgäre Wirtschaftsliberalismus, der den Staat bloß noch als Investitionshemmnis betrachtet, dazu geführt hat, daß wichtige gesellschaftliche Güter wie das öffentliche Verkehrswesen oder die Post „dank“ ihrer Privatisierung nicht nur teurer, sondern auch in der Qualität schlechter geworden sind.
Man muß sich nur den Zustand der Deutschen Bahn oder der vormaligen Bundespost ansehen, um zu erkennen, daß Chomskys Kritik von schlagender Evidenz ist… .
„Es scheint, daß die von ihrem traditionellen Staatsverständnis, wonach der Staat nichts als eine gewaltige Repressionsmaschine ist, Abschied nehmen muß… .“ „…sieht den Kapitalismus, dem er „ökonomischen Totalitarismus“ attestiert, in seiner finalen Krise, die auch durch ökologisches Umdenken nicht aufzuhalten ist:


„Die Alternative, vor der das ökonomische System steht, heißt Todesurteil oder Gnadenfrist.

Entweder vollzieht die Warenzivilisation ihre eigene Vernichtung, indem sie diejenigen vernichtet, die sie erzeugt haben, oder sie erlischt mit dem letzten Mehrwert, der ihr durch die Wiederherstellung der Natur gewährt wird…. .“

„…Es stellt die alte Frage, die wir schon von Erich Fromm kennen: Haben oder Sein?… .

    Hans Martin Lohmann ✝


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