Die Küche

Das erste Auto war ein dunkel rot lackierter VW Käfer. Der war über einen Freund der Familie günstig erstanden worden. Keine 100 Mark, wie sein Vater sagte. Käfer typisch der Geruch in inneren des Fahrzeugs. Ein bisschen nach Fußschweiß mit einer Note von kaltem Zigaretten Rauch und nach Benzin. Am deutlichsten hervortretend aber der Geruch von verbranntem Gummi. Alle Käfer Autos litten in ihrem fortgeschrittenem Alter an immer desselben Krankheit. Die Heizung ließ sich nicht mehr abstellen.
Der Hebel eingerostet, die Lüftungsklappen verhakelt. Im Winter sehr nützlich, aber nur begrenzt ihrer eigentlichen Bestimmung tauglich, nämlich zu heizen. Vor allem die winterlich gefrorene Windschutzscheibe taute man damit nie auf.
Zum Gummigeruch gestellte sich, noch oft scharf in der Nase stechend, der Geruch von Säure. Salzsäure aus der Autobatterie die sich unter der Rücksitzbank befand.
Damals, es war Herbst, schon dunkel. Er fuhr mit Vater in Richtung Herrenbrunnen. Der hatte versprochen einem befreundeten Ehepaar bei Renovierungsarbeiten zu unterstützen. Vater war ein handwerkliches Allround Talent.
Immer wenn ein Handwerker gefragt war, Vater war stets zur Hilfe bereit. So auch an jenem Abend.
Dort angekommen, geklingelt, was für uns schon eine Ausnahme war, weil dort wo Vater und Sohn lebten alle Haustüren gewöhnlich immer offen standen. Günter öffnete. „Guten Abend, schön das Ihr gekommen seid, hereinspaziert.“

Günter mit seiner Frau Kritzel, die mir sogleich einen Kakao anbot, sind beide Darbysten.

Sie betraten die Küche. Helles Neonlicht blendete ihn sofort. Es roch nach Erbsensuppe, vom Abendessen.
Typische Kochküche der 1960er Jahre. Viel zu klein zu eng. Kein Küchentisch.
Nur eine ausziehbare Resopal- Platte, Farbe weiß die zum Essen diente. Keine Küche zum Leben, zum Wohnen zur gemeinsamen Essen und trinken. Blitzsauber, steril und ohne Seele. Wie geschaffen sich Nahrung zuzuführen. Vater war schnell fertig. Küchenschränkchen aufhängen, Leiste ziehen. Fertig. „Willst Du was trinken?“ „Nein, muss noch Fahren.“. „Was essen?“ „Sind schon satt, haben schon zu Abend gegessen.
„Und Du junger Stammhalter“, wie er diese Zuschreibung hasste, Bonbon gefällig?“ „Ja gerne Danke.“ Bayrisch Blockmalz. Schmeckte wiederlich. Nach Küchenschrank, alt, aufdringlich süsslich. Na ja dachte Er sich. „Aus so einer Küche kann’s nicht schmecken.“

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