Wer fromm ist muß auch politisch sein.
Allein weil Gott ein armer, elender, unbekannter, erfolgloser Mensch wurde, und weil Gott sich von nun an allein in dieser Armut, im Kreuz, finden lassen will, darum kommen wir von dem Menschen und von der Welt nicht los, darum lieben wir die Brüder.“
Dietrich Bonhoeffer
So wie bei Bonhoeffer lassen sich die Aufgaben der Kirche gegenüber Staat und Öffentlichkeit auch heute zusammenfassen.
Die erste von Bonhoeffer genannte Aufgabe verstehen wir heute als Kultur der Einmischung. Wenn die Kirchen mit Denkschriften in die demokratische Zivilgesellschaft hineinsprechen, dann geht es genau um das, was Bonhoeffer als „Verantwortlichmachung des Staates“ bezeichnete.
Die zweite Aufgabe, der diakonische Dienst an den Bedürftigen, bleibt ohnehin. Dass er heute geleistet wird, zeigt sich, wenn etwa Gemeinden mit großer öffentlicher Zustimmung für den Schutz von Flüchtlingen eintreten.
Und die dritte Aufgabe? Was heißt dem Rad in die Speichen fallen? Für Bonhoeffer rückte dies zunehmend ins Zentrum seines Denkens und Handelns. Dass der Imperativ keineswegs nur in der Diktatur gilt, sondern auch in demokratischen Gesellschaften eine Option sein kann, zeigte schon in den frühen achtziger Jahren die Diskussion um gewaltfreien zivilen Ungehorsam gegen die Stationierung von Massenvernichtungswaffen… .
Zitat: … Schon 1933 beschreibt Bonhoeffer drei Formen, in denen die Kirche ihre Verantwortung gegenüber dem Staat ausüben muss:
Sie stelle „erstens die an den Staat gerichtete Frage nach dem legitimen Charakter seines Handelns“. Das heiße „Verantwortlichmachung des Staates“.
Zweitens verrichte sie „den Dienst an den Opfern des Staatshandelns. Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde angehören.“
Die dritte Aufgabe der Kirche bestehe darin, „nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen.“
Wer fromm ist, muss auch politisch sein:
So wie bei Bonhoeffer lassen sich die Aufgaben der Kirche gegenüber Staat und Öffentlichkeit auch heute zusammenfassen.
Dietrich Bonhoeffer:
„Allein weil Gott ein armer, elender, unbekannter, erfolgloser Mensch wurde, und weil Gott sich von nun an allein in dieser Armut, im Kreuz, finden lassen will, darum kommen wir von dem Menschen und von der Welt nicht los, darum lieben wir die Brüder.“
Ausgangspunkte für einen gemeinwesenorientierte Gemeindeaufbau könnten folgende Überzeugungen sein:
1. Denken und Glauben schließen sich nicht aus, sondern befruchten sich, sie bedingen sich. Dementsprechend gibt es bei Worthaus auch keine Denk- und Sprechverbote. Und auch keine Tabus.
2. »Wer die Bibel wörtlich nimmt, nimmt sie nicht ernst.« – Jedes ungeschichtliche Bibelverständnis führt in eine Sackgasse,
entscheidend und weiterführend sind die Fragen nach dem Verständnis der biblischen Schriften: Aus der Enge in die Weite, aus der Oberflächlichkeit in die Tiefe!
3. Für jede Generation muss der christliche Glaube neu »übersetzt« und erklärt werden. Denn christlicher Glaube ist einem speziellen, für den Menschen der Moderne fremden kulturellen Kontext entstanden, dem Kontext der antiken Lebenswelt. Das Wissen um die damaligen Lebensumstände, das Verstehen der kulturellen und sozialen Voraussetzungen, die vor dreitausend Jahren in Israel und im gesamten Orient bestanden, sind entscheidend, um die Botschaft der biblischen Autoren zu begreifen.
4. Der christliche Glaube ist nicht etwas statisches, sondern etwas dynamisches. Auch wenn der christliche Glaube einen Ewigkeitsanspruch in sich trägt, muss er sich entwickeln. Es ist notwendig, dass er auf gesellschaftliche Veränderungen reagiert. Macht er dies nicht, wird er seltsam, skurril, einfältig, letztlich irrelevant.
5. Der Blick über den Tellerrand hinaus ist ein bereichernder Blick. Christlicher Glaube profitiert von der Beschäftigung mit Sozial- und Naturwissenschaften, Dialog mit anderen Religionen, aber auch mit der Kunst. Es lohnt sich fachübergreifend zu denken beziehungsweise das interdisziplinäre Gespräch zu suchen.
Auf dieser Basis versuchen wir einen unverstellteren Blick auf die biblischen Texte, die christlichen Traditionen und nicht zuletzt auf den Mann zu gewinnen, an dessen Geburt sich nicht nur die Zeitrechnung der westlichen Welt orientiert. Wir wollen den christlichen Glauben in seiner unglaublichen Fülle, Dichte und Relevanz für die Herausforderungen und Entscheidungen des heutigen Lebens wieder entdecken: Was sind die zentralen Themen von dem Mann aus Nazareth?
Welche Relevanz hat sein Leben, seine Botschaft und auch seine Person für die heutigen Lebensfragen?
Quellen
U. a.
Worthaus.de
Blog arminherzberger.com
Daraus folgende mögliche Themen vor den Hintergrund eines gemeinwesenorientierten Gemeindeaufbau:
Thema:
Euthanasie
Thema:
Martin Niemöller Theologische Kernaussagen und sein Wirken in der bekennenden Kirche
Thema:
Jüdisch christlicher Dialog
Thema:
Ökumene
Thema:
interreligiöser Dialog mit dem Islam
N.N.
Wie kommt die Liebe Gottes am besten zu den Menschen unserer Region?
Die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) sieht sich in den nächsten Jahren großen Herausforderungen gegenüber: Es gibt immer weniger Menschen in der Kirche, und weniger Ressourcen. Die EKHN steht am Beginn einer großen Pensionierungswelle der geburtenstarken Jahrgänge in der Pfarrerschaft, bis 2030 wird ein Rückgang der Pfarrpersonen um etwa 20 Prozent erwartet. Auch die Mitgliederzahlen gehen zurück: vor allem auf Grund der allgemeinen demographischen Entwicklung, aber auch weil Kirche für viele Menschen nicht mehr relevant ist, der Anteil von Kindern und Jugendlichen nimmt besonders ab. Die geringere Zahl von Kirchenmitgliedern insgesamt ist auch der Hauptgrund, dass die Finanzmittel in den nächsten 10 Jahren um etwa 30 Prozent zurückgehen werden.
Das Ziel aller Anstrengungen für die EKHN ist es, eine ausstrahlungsstarke und relevante Kirche zu sein, die die Liebe Gottes mit den vorhandenen Möglichkeiten am besten zu den Menschen, auch in unserer Region bringt.
Dafür hat die Kirchenleitung in Darmstadt den „Zukunftsprozess 2030“ in Gang gesetzt, in dem die notwendigen Strukturanpassungen identifiziert und in ausnahmslos allen Arbeitsgebieten erörtert werden sollen. Eine Idee unter vielen ist es, dass benachbarte Kirchengemeinden und Hauptamtliche künftig enger zusammenarbeiten sollen. In so genannten Nachbarschaftsräumen können die Entwicklungen besser gestemmt werden und sich in multiprofessionellen Teams bestehend aus Pfarrer:innen, Kirchenmusiker:innen und Gemeindepägagogen:innen in ihrer Arbeit bereichern und ergänzen, damit Kirche lebendig und vielfältig bleibt.
Das Dekanat Rheingau-Taunus hat eine Steuerungsgruppe ins Leben gerufen, die Kirchengemeinden und Mitarbeitende unterstützen möchte, den anstehenden Prozess konstruktiv zu gestalten. Über 60 Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher haben sich an Informationsabenden am Prozess aktiv beteiligt.
Quelle:
Gekürzt zusammengestellt und ergänzt:
https://dekanat-rheingau-taunus.ekhn.de/projekte/dekanat2030.html
Miteinander im Quartier: Kirche in die politische Gemeinde öffnen
Ein Beispiel aus der Stadt Langen:
Zum Inhalt
EKD: Evangelische Kirche in DeutschlandEKD: Evangelische Kirche in Deutschland
24.10.2019 NEWSLogo Zeitzeichen
Miteinander im Quartier: Kirche in den Stadtteil öffnen
Das evangelische Begegnungszentrum in Langen (Hessen) ist ein Beispiel für gemeinwesenorientierte Arbeit der Kirche
VORLESEN
Jugendliche in Schürzen und mit Gemüse in der Hand in der Küche.
©Diakonie Hessen/Steffen Held
Das Projekt „Jugend kocht für alle“ brachte Jung und Alt zusammen an den Tisch.
Langen, eine kleine Stadt mit 37 000 Einwohnern zwischen Darmstadt und Frankfurt/Main. Der Stadtteil war und ist ein Viertel mit besonders heterogener Bevölkerungsstruktur: Familien, ältere und alte Menschen, Menschen mit Migrationshintergrund und so genannte Bildungsferne, neuerdings auch geflüchtete Menschen. Die meisten leben finanziell bescheiden. Gerade für ältere Menschen gab es im Stadtteil kaum Begegnungs- und Kommunikationsorte. Das änderte sich, als ab Mitte 2015 auf Initiative der Evangelischen Kirchengemeinde Langen (Hessen) das Begegnungszentrum für ältere Menschen zu einem stadtteilorientierten, generationenübergreifenden, interkulturellen Begegnungszentrum erweitert wurde. In einem ersten Schritt wandte man sich den oft kirchlich gebundenen so genannten Russlanddeutschen zu, für die Kirche und Gemeinde im besten Sinne auch Heimat bedeutet.
Gemeinsam mit der Evangelischen Familienbildung, dem Diakonischen Werk, den städtischen Kooperationspartnern, mit älteren Menschen und Geflüchteten ging es darum, bedarfs- und beteiligungsorientierte Angebote zu entwickeln, auszubauen und zu koordinieren. Heute sind Mitarbeitende der Diakonie als Ansprechpartnerinnen im Flüchtlingsbüro des Hauses erreichbar. Auszubildende im Servicebereich einer Produktionsschule des Zentrums für Weiterbildung haben die Möglichkeiten des Begegnungszentrums entdeckt und bieten seit drei Jahren zweimal wöchentlich für alle Besucher ein Mittagessen an, welches auch Beschäftigte aus der Region gerne nutzen.
Was Menschen bewegt und beschäftigt
So werden Begegnungen von Menschen unterschiedlicher Kulturen ermöglicht. Durch die gemeinwesenorientierte Arbeit für und mit älteren Menschen sind Kirchengemeinde und Diakonie im Quartier und in der Stadt Langen präsenter und sichtbarer geworden und die Nachhaltigkeit zwischenzeitlich durch eine feste Stelle abgesichert.
Das Begegnungszentrum Langen steht als Beispiel für eine Kirchengemeinde, die sich – gemeinsam mit der Diakonie und weiteren (zivil)gesellschaftlichen Akteuren – auf den Weg gemacht hat. Was Menschen bewegt und beschäftigt, wird von Mitarbeitenden der Kooperationspartner wahrgenommen und versucht, gemeinsam mit den Menschen eine Lösung herbeizuführen. Dafür werden auch eigene Ressourcen zur Verfügung gestellt. Der Auftrag von Kirche und ihren Gemeinden ist, Menschen zu unterstützen, damit die eigenverantwortliche Gestaltung gelingenden Lebens möglich ist. Dabei spielen tragende Nachbarschaften und die Entwicklung von Netzwerken im Sinne eines solidarischen Miteinanders eine bedeutende Rolle.
Das alltägliche Handeln des „Wortes“
Am Beispiel der Stadt Langen zeigt sich, dass gemeinwesenorientierte Arbeit für Kirche und ihre Diakonie unverzichtbar ist. Mit dieser Haltung sind Kirche und Diakonie Teil der Lebenswelt der Menschen, wahrnehmbar und attraktiv. Kirche braucht ihre diakonische Dimension, sonst ist sie nicht Kirche. In vielen evangelischen Ortsgemeinden ist jedoch ein Funktions- und Bedeutungsverlust wahrnehmbar. Um in Zukunft bestehen zu können, braucht Kirche einen gemeinde- und gemeinwesenorientierten Fachdienst, da solidarisches Handeln zunehmend der Anregung, Beratung und aktivierenden Begleitung bedarf.
Gemeinwesenorientierung ist die Schnittmenge der Verknüpfung von Ortsgemeinden, Diakonie und Zivilgesellschaft. Wenn die gottesdienstlichen Versammlungen einer Kirchengemeinde das liturgische Zentrum der Gemeindearbeit bilden, so muss der „Gottesdienst im Alltag“, in der Nachbarschaft, im Stadtteil, im Quartier oder im Dorf genauso ernstgenommen werden. Auch dies ist in gleicher Weise Gottesdienst und nicht beliebig: Es ist das alltägliche Handeln des „Wortes“.
Tragende, solidarische Netze
Der Lebensalltag der Menschen spielt sich im „Nahraum“ ab. Die Nachbarschaften strukturieren die sozialen Beziehungen der Menschen und ermöglichen, durch soziale Beziehungen an tragenden, solidarischen Netzen zu knüpfen. Chatten kann jeder im Internet, doch den fehlenden Kaffee und das fehlende Mehl leihen sich der Nachbar und die Nachbarin aus.
Kirchengemeinde und Diakonie wird oftmals unterstellt, es liege in ihrer Entscheidung, ob und inwieweit sie sich einmischen sollen in Prozesse vor Ort. Diese Freiwilligkeit ist falsch: Denn das Evangelium ist politisch. Kirchengemeinde und Diakonie nehmen immer eine gesellschaftspolitische Rolle wahr, indem sie zum Beispiel an der Verbesserung von Lebensverhältnissen beteiligt sind wie in der offenen Jugendarbeit, Beratungsdiensten, Seniorentreffs, Kindertagesstätten oder in Besuchsdiensten. Diese Rolle müssen sie annehmen und Gesellschaft mitgestalten.
Das Evangelium betrifft das ganze Leben
Und das Evangelium und das Handeln, das daraus folgt, betrifft das ganze Leben. Dies gilt für alle Menschen, die sich durch das Evangelium Jesu Christi treffen und betreffen lassen, die sich in seinem Namen zusammenschließen und auf den Weg machen: Sie sind seine Gemeinde. Die Multidiversität – sozial, kulturell wie religiös – sowie das Aufbrechen alter Handlungsverbünde fordern Gemeinden und Diakonie heraus, ihre Identität zu erhalten und zugleich selbstbewusst ihren Beitrag im sozialräumlichen Entwicklungsprozess zu leisten. Tafelarbeit und Suppenküchen als Armenspeisung können von Ehrenamtlichen realisiert werden. Doch bleibt sie ohne ein sozialraum-, beteiligungs- und aktivierungsorientiertes Konzept der Gemeindearbeit zufälliger und beliebiger Ausdruck engagierter Nächstenliebe.
Die gemeindliche Diakonie entwickelt sich dort, wo die Kirchengemeinde das soziale Feld als Herausforderung annimmt und tätig wird. Eine diakonische Gemeinde ist eine Gemeinde, die sich betreffen lässt von dem, was Menschen beschäftigt und belastet. Auf diese Weise können sich Verkündigung und soziales (diakonisches) Handeln gegenseitig durchdringen.
Menschen eingebettet in soziale Beziehungen
In der Sozialen Arbeit gibt es – vereinfacht – zwei wesentliche inhaltliche Stränge: Um einem/einer Hilfesuchenden in einer konkreten Lebenslage zu helfen, werden Einzelhilfen angeboten, von materieller Hilfe über Beratung bis hin zu Therapie. Im Mittelpunkt steht die/der Hilfesuchende in ihrer/seiner konkreten Notsituation und bedarf für einen (begrenzten) Zeitraum professioneller Unterstützung. Diese Notlage erscheint isoliert und ist mit einem bestimmten Spektrum von Maßnahmen zu bearbeiten.
Demgegenüber steht ein Verständnis einer/s Hilfesuchenden, das diese(n) als integrierten Bestandteil eines ökologischen und sozialen Zusammenhangs sieht. Nach diesem Verständnis ist die/der Hilfesuchende geprägt durch seine sozialen und materiellen Lebensbedingungen, seine Umwelt und die Wohnbedingungen, in denen er/sie lebt. Gleichzeitig ist er/sie aber auch in der Lage, Einfluss auf diese Faktoren auszuüben, Entscheidungen zu treffen und das Leben selbst zu gestalten.
Für die Soziale Arbeit ist die sozialräumliche Orientierung von zentraler Bedeutung, weil auch soziale Probleme einen Raumbezug haben. Das Leben im Sozialraum, in der Nachbarschaft, in der Kirchengemeinde, im Kirchenkreis oder im Stadtteil muss zum Anknüpfungspunkt werden für das Verstehen und Bearbeiten der Belastungen, Krisen und Notlagen der hier lebenden Menschen. Es wird nach Faktoren für Belastungen, aber auch nach Ressourcen zu deren Bewältigung im Sozialraum gefragt. Mit diesem Perspektivenwechsel erweitern sich die Handlungs- und Interventionsmöglichkeiten von der angebotsorientierten, institutionell orientierten Arbeit hin zu Konzepten der Gestaltung von Lebensräumen im Sinne der Menschen. Diese Perspektive sieht die Menschen eingebettet in soziale Beziehungen, Institutionen, Wohnumfeld und Arbeitswelt.
Verbesserung der Lebensbedigungen im Quartier
Sozialer Arbeit geht es um die Bearbeitung sozialer Probleme. Gemeinwesenorientierter sozialer Arbeit geht es um die Verbesserung der Lebensbedingungen in sozialen Räumen, in Nachbarschaften und Quartieren im Sinne der dort lebenden Menschen. Ausgehend von der Erkenntnis, dass Menschen nur bereit sind, sich für etwas zu engagieren, wenn es in ihrem eigenen Interesse ist und sie von der Notwendigkeit überzeugt sind, gilt es herauszufinden, was die Menschen denken und fühlen, was sie als veränderungswürdig ansehen und was sie selber bereit sind zu tun, damit sich etwas verändert.
Gemeinwesenorientierte soziale Arbeit richtet sich ganzheitlich auf den Stadtteil und nicht pädagogisch auf einzelne Individuen. Sie arbeitet mit den Ressourcen des Stadtteils und seiner Bewohner und Bewohnerinnen und fördert Selbstorganisation und Selbsthilfe. Sie orientiert sich an dem, was Menschen bewegt, diese für wichtig erachten, und bearbeitet sie gemeinsam mit ihnen. Sie sucht und fördert die Motivation der Menschen zur Verbesserung ihrer Lebenslage. Sie fördert gebietsbezogene soziale Netzwerke der dort lebenden Menschen. Sie arbeitet nicht nur mit einer Adressatengruppe, sondern übergreifend auch mit denjenigen, die von dem entsprechenden Themenfeld betroffen sind und sich betreffen lassen. Mit dieser Sichtweise ist nicht zwangsläufig ein ausgewiesenes Tätigkeitsfeld ausgedrückt, sondern vielmehr ein Arbeitsprinzip, eine Grundhaltung, ein Blickwinkel, eine bestimmte Form der Herangehensweise an Themen- und Problemstellungen.
Die gemeinwesenorientierte Arbeit bietet das Grundverständnis und das notwendige Methodenrepertoire, um qualitative Beiträge zur Aktivierung, Beteiligung und Selbstorganisation der Menschen im Stadtteil zu leisten – im Sinne diakonischer und kirchengemeindlicher Arbeit. Im Gegensatz zu klassischen Beratungsansätzen Sozialer Arbeit verlagert die sozialräumliche Sichtweise ihr Hauptaugenmerk von Individuen auf deren direkte Lebensumwelt und versucht, auf der Ebene der kleinräumigen, überschaubaren Strukturen – gemeinsam mit den Menschen – Veränderungsprozesse zu erreichen.
Gemeinderäume öffnen
Kirche und ihre Diakonie haben Kontakt zu Lebenswelten vieler Menschen, sie können hierüber das Miteinander im Quartier stärken. Teilhabeorientierung, die Bekämpfung der Folgen von Ausgrenzung und Armut sowie lokale Verankerung gehören zu den Leitlinien kirchlich-verbandlichen Handelns. Kirche und Diakonie sind für die Menschen da – nicht andersherum. Kirchengemeinde und Diakonie müssen sich notwendigerweise auf die Quartiere orientieren, in denen Probleme wachsen, in denen Armut, Arbeitslosigkeit, Perspektivlosigkeit, Wohnungsnot, Überschuldung beheimatet sind. Die Öffnung von Einrichtungen in und für den Stadtteil als niedrigschwellige, verlässliche Kommunikationsräume, zum Beispiel als offener Stadtteilladen, Begegnungshaus oder Stadtteilcafé mit der Förderung von Selbsthilfeformen und -initiativen, kann eine Möglichkeit sein, nützliche Dienstleistungen anzubieten, und reicht bis zur Suche nach Bündnispartnern im Gemeinwesen.
Wie schön kann es sein, wenn in Gemeinderäume (wieder) Leben einkehrt, weil sie offen und ausgerichtet sind auf das, was Menschen aus dem Gemeinwesen bewegt. Dies sind Orte der Identifikation und Teilhabe. Es müssen Räume sein, in denen sich Menschen wohlfühlen können, keine „pädagogische Bearbeitung“ zu befürchten haben und an ihren sozialen Netzen stricken können – ohne an eine Dienstleistung als Gegenleistung gekoppelt zu sein.
Über Milieugrenzen hinweg
Offen sein für Ausgegrenzte und Benachteiligte ist ein zentrales Anliegen des christlichen Glaubens. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, heißt es in der Bibel. Dazu gehört auch gesellschaftspolitisches Engagement, um die Rahmenbedingungen für benachteiligte und ausgegrenzte Menschen zu verbessern. In Ansätzen ist in der Praxis eine gemeinwesenorientierte Gemeindeentwicklung wie die Öffnung der Gemeinde für Menschen im Stadtteil oder Gemeindediakonie zu erkennen. Diese gilt es weiterzuentwickeln, nicht zuletzt, um Menschen zu erreichen, die für die Kirche ansonsten verloren gehen – und denen die Kirche ansonsten verloren geht. Eigene Milieugrenzen können überschritten und die Akteure (wieder) zu gefragten zivilgesellschaftlichen Akteuren werden.
Menschen sind zunehmend existentiell auf die Entwicklung und den Aufbau von Netzwerken und Nachbarschaften angewiesen. Die Diakonie und die Kirchengemeinden müssen sich verstärkt in die wohnungs- und arbeitsmarktpolitischen Zieldiskussionen einmischen. Geboten ist eine Öffnung in das soziale und sozialpolitische Gemeinwesen. Gemeinwesenorientierung ist insofern eine zwingende Handlungsebene bei dem Ziel, zum Wohl von Menschen Teil eines tragenden sozialen Netzes zu werden.
Stefan Gillich (für zeitzeichen)
Stefan Gillich ist Abteilungsleiter für Existenzsicherung, Armutspolitik und Gemeinwesendiakonie bei der Diakonie Hessen in Frankfurt am Main.
Begegnungszentrum Katharina-von-Bora-Haus
Des Evangelische Begegnungszentrum Katharina-von-Bora-Haus in Langen ist ein Teilprojekt von DRIN (Dabei sein – Räume entdecken – Initiativ werden – Nachbarschaft leben) – eine gemeinsame Initiative der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Diakonie Hessen.
ZU DEN ANGEBOTEN IM BEGEGNUNGSZENTRUM KATHARINA-VON-BORA-HAUS
ZUM DRIN-PROJEKT VON EKHN UND DIAKONIE HESSEN
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Quelle:
Gekürzt und geändert:
https://www.ekd.de/drin-projekt-langen-stadtteil-begegnungszentrum-50513.htm